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Eintracht zwischen Jung und Alt

Frankfurt bleibt dank eines Tors von Mario Götze auch gegen Werder Bremen zu Hause weiter ungeschlagen. Beim ersten Verfolger von Bayern München stimmt die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern

Frankfurts Verteidiger Arthur Theate beweist seine Klasse und Kopfballstärke Foto: Kai Pfaffenbach/reuters

Aus Frankfurt Frank Hellmann

Gab es eigentlich eine Frage, bei der Mario Götze hinterher nicht zuerst mit einem Lachen antwortete? Die gute Laune war bei den vielen Interviews offenkundig, die der Profi von Eintracht Frankfurt nach seinem Siegtor gegen Werder Bremen (1:0) zwangsläufig geben musste. In seinem 100. Pflichtspiel für die Hessen hatte der Weltmeister auf Ansage seines Trainers Dino Toppmöller getroffen, der sich zum 44. Geburtstag genau ein solches Präsent am Vortag in der Pressekonferenz gewünscht hatte. „Ich hatte es irgendwo tatsächlich im Gefühl“, verriet Toppmöller nun am Samstag: „Wir wollten, dass Mario immer wieder mit in Box geht. Er ist ein Spieler, der ein sehr gutes Gespür hat.“

Fein, wenn ein Fußballlehrer auch als Orakel taugt. Unter ihm agiert Götze meist aus einer tieferen Mittelfeldposition, weshalb mitunter die Torgefahr ausblieb. Nun aber drosch er die Kugel hoch ins Eck, als ihm Hugo Ekitiké mit dem Rücken zum Tor auflegte (45.). Der Siegtorschütze bedankte sich in einem ZDF-Interview explizit auch bei Linksverteidiger Nathaniel „Nene“ Brown, denn ohne dessen dynamischen Antritt hätte sich der nötige Raum kaum aufgetan.

Genau wie Rechtsverteidiger Nnam­di Collins, 20, hat sich Brown, 21, auf der linken Flanke einen Stammplatz ergattert. Der Mix aus Talenten und Routiniers passt bei der Eintracht, die sich überdies mit dem belgischen Nationalspieler Arthur Theate, 24, einen Klasseverteidiger geliehen hat. So gelang beim fünften Pflichtspielsieg in Folge der Beleg, dass eben doch nicht alles am treffsichersten Spieler Omar Marmoush hängt.

„Wir haben eine gute Qualität, eine gute Mischung, und es macht Spaß“, benannte Götze die Gründe für den Höhenflug. Er sei übrigens „gefühlt der Opa hier“, witzelte der Matchwinner. Mit Kevin Trapp, 34, empfing auch der Älteste an diesem kühlen Abend warmen Applaus, als der Keeper beim Kopfball von Mitchell Weiser blitzschnell die Arme hochriss (76.). Niemand redet mehr von einer vorzeitigen Wachablösung durch den talentierten Brasilianer Kauã Santos, der noch vor sieben Wochen gegen den FC Bayern (3:3) eine Weltklasseleistung geboten hatte.

Glanzvoll war das Frankfurter Spiel am Samstag gegen Werder Bremen nicht. Die Eintracht hatte Pro­blem sich durch die Gästeabwehr zu kombinieren. In der Schlussphase kam dann Werder auch noch einmal stärker auf und zweimal fehlte nur wenig zum Torerfolg. Mitchell Weiser scheiterte wie erwähnt an Trapp und kurz darauf köpfte auch Niklas Stark an den Pfosten (80.). „Wir hatten viele Chancen für ein Auswärtsspiel. Wenn wir was mitnehmen wollen, muss man diese Dinger halt auch machen“, sagte Werder-Kapitän Marco Friedl. Bremens Trainer Ole Schulz haderte ebenso mit der Chancenverwertung, die große Fanatasieräume schaffte: „Ob der Ball dann drin ist, weiß ich nicht, aber ich hätte es halt gern erfahren.“

„Was ich hier erlebt habe, ist eine sehr positive Geschichte“

Mario Götze, Torschütze

So konnte die Eintracht ihre Erfolgsbilanz in der Frankfurter Arena weiter ausbauen. Seit nun zehn Spielen verlor das Toppmöller-Team vor eigenem Publikum nicht mehr. Inzwischen ist Frankfurt als Tabellenzweiter erster Münchner Verfolger. Auch wenn die Anhänger ihre lautstarken Meistergesänge anstimmten, gaben die Verantwortlichen zu diesem Thema bloß gedämpfte Statements ab. Sportvorstand Markus Krösche bemühte die allzeit beliebte Floskel von der „super Momentaufnahme“, die über die Zukunft nichts weiter aussagen würde. „Wir sind noch früh in der Saison“, bemerkte ebenfalls Götze. „Wir tun gut daran, die Spiele differenziert zu betrachten.“ Es war einer der ersten Transferideen Krösches, im Sommer 2022 aus Eindhoven eben Götze nach Frankfurt zu holen.

Rückblickend hat der wohl selbst nicht gedacht, wie viel unbeschwerter als in Dortmund oder München es auf seiner dritten Bundesliga­station laufen würde. „Was ich in den letzten zweieinhalb Jahren hier erlebt habe, ist eine sehr positive Geschichte“, sagte Götze. In Frankfurt weiß man, was man an dem 32-Jährigen hat. Deshalb wird seine Spielzeit auch klug dosiert. Auf sechs Startelfeinsätze kann Götze nach elf Bundesligaspieltagen zurückblicken. Es ist gut möglich, dass er nächsten Sonntag in Heidenheim mal wieder von der Bank kommt.

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