: Hungernde Fledermäuse
Abendsegler und Co kontrollieren den Bestand schädlicher Insekten. Der Schwund von Bienen, Käfern und anderen Kerbtieren bedroht sie nun selbst
Der Insektenschwund bedroht auch den Bestand von Fledermäusen. Das zeigen Untersuchungen der Populationen in Schleswig-Holstein. „Die Tiere gehen zum Beispiel unterernährt in den Winterschlaf, zum Teil reichen die Fettreserven dann nicht aus bis zum nächsten Frühjahr“, sagt der Fledermausschützer Ulrich Lensinger. So könnten die kleinen Säugetiere dann entweder noch in ihren Quartieren sterben oder zu früh im Jahr aufwachen und versuchen, auf die Jagd zu gehen.
Weltweit gibt es über 1.300 Arten, viele von ihnen sind vom Aussterben bedroht. Sie spielen eine wichtige Rolle in den Ökosystemen, indem sie Samen ausbreiten, Pflanzen bestäuben – und den Bestand von schädlichen Insekten kontrollieren. Fledermauskot ist ein natürlicher Dünger.
Die Tiere in Deutschland überwintern ungefähr von Oktober bis April im Winterschlaf, sagte Lensinger. Größtes bekanntes Quartier in Schleswig-Holstein sei die Segeberger Höhle, wo jedes Jahr etwa 30.000 Fledermäuse durch die kalten Monate kommen. Die großen Abendsegler hingegen verbringen die Zeit in Baumhöhlen. Auch alte Gebäude mit Dehnungsfugen sind beliebt.
Neben der Unterernährung gibt es allerdings auch weitere Risiken für die Fledermäuse. So seien gerade die hochfliegenden und fern wandernden Arten wie der große Abendsegler oder die Rauhautfledermaus durch Windenergieanlagen ohne Schutzausrüstungen und Abschaltanlagen gefährdet, erklärte der Fledermausschützer. Auch durch Gebäudesanierungen und -dämmungen fallen Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere weg, die auf Gebäude angewiesen sind. Dies sind nach Angaben Lensingers zufolge die Hälfte aller Fledermausarten. Daher müssten Ersatzquartiere geschaffen werden.
Für den Insektenschwund in Deutschland können wiederum vielfältige Gründe infrage kommen. Dazu gehören beispielsweise die intensive Landwirtschaft, aber etwa auch die Lichtverschmutzung und die zunehmende Flächenversiegelung. Eine Studie von Forscher:innen der Universität Würzburg aus dem Jahr 2023 hatte auch den Einfluss ungünstiger Witterungsbedingungen auf den beobachteten Schwund fliegender Insekten bestätigt. (dpa)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen