: Vier Regionen unter Beschuss
Russische Truppen greifen die ukrainischen Regionen Saporischschja, Charkiw, Cherson und Sumy massiv an. Wieder gibt es Tote und Verletzte. Vor allem die zivile Infrastruktur ist ein bevorzugtes Ziel
Von Barbara Oertel
In der Ukraine sind auch in der Nacht zu Sonntag mehrere Regionen zum Ziel russischer Angriffe geworden. Angaben des Leiters der Gebietsverwaltung Iwan Fodorow zufolge seien in der Region Saporischschja 29 Raketenangriffe registriert worden. Dabei seien auch mehrere Wohnhäuser getroffen worden. Unter den Trümmern könnten sich immer noch Menschen befinden. Derzeit ist von 16 Verletzten die Rede.
Das russische Militär hat kürzlich damit begonnen, präzisionsgelenkte Bomben auf Saporischschja abzuwerfen, die seit mehreren Monaten auch bei Angriffen auf die ostukrainische Metropole Charkiw eingesetzt werden. Nahezu täglich werden in der Stadt Schäden und Verletzte gemeldet. In Saporischschja befindet sich auch Europas größtes Atomkraftwerk.
Laut des ukrainischen Militärexperten Igor Romanenko, den das ukrainische Webportal Novoje vremja zitiert, habe Russland sein Arsenal an präzisionsgelenkten Waffen modernisieren können. Mit einer Intensivierung von Angriffen auf das Gebiet Saporischschja sei zu rechnen.
Auch in den Gebieten Charkiw und Cherson waren wieder Tote und Verletzte zu beklagen. In einem Dorf bei Charkiw war auch Leonid Lobojko, Richter am Obersten Gericht der Ukraine, unter den Getöteten. Zum Zeitpunkt des Angriffes war der Jurist gerade dabei gewesen, humanitäre Hilfsgüter an die örtliche Bevölkerung zu verteilen.
Nach Informationen des Chefs der Militärverwaltung der Region Charkiw, Oleg Sinegubow, seien Objekte der zivilen Infrastruktur angegriffen sowie dabei eine Bildungseinrichtung und mehrere Geschäfte beschädigt worden. Viele Menschen hätten sich auf der Straße aufgehalten.
Die Militärverwaltung von Cherson meldete in den vergangenen 24 Stunden den Beschuss von mehr als 20 Ortschaften. Dabei wurden ein Verwaltungsgebäude sowie Bildungseinrichtungen zerstört.
Bereits in der Nacht zu Samstag hatten russische Truppen das städtische Krankenhaus in Sumy zweimal mit Drohnen angegriffen. Dabei wurden zehn Menschen getötet. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich in der Klinik 86 Patient*innen sowie 38 Angehörige medizinischen Personals befunden. Der zweite Angriff sei erfolgt, nachdem die Evakuierung der Patient*innen bereits begonnen hatte. Auch ein zweites Krankenhaus wurde beschädigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland vor, einen „Krieg gegen Krankenhäuser“ zu führen.
Laut Erhebungen der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) haben russische Truppen seit dem Beginn des Angriffskrieges mindestens 1.736 Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine angegriffen.
Darunter war im vergangenen Juli auch eine onkologische Kinderklinik in der Hauptstadt Kyjiw. Die Region Sumy grenzt an die russische Region Kursk, in die ukrainische Truppen vor knapp zwei Monaten vorgestoßenen waren.
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