Aufspaltung beim Springer-Konzern: Aus Springer wird Döpfner

KKR kümmert sich um die Anzeigen, Döpfner um die Medien. Damit wird dieser quasi zum Alleinherrscher und Springer noch mehr zu einem Buddyladen.

Mathias Döpfner vor einem schwarzen Vorhang, die Hände wie zum Gebet aneinandergelegt

Unter Döpfner wird Springer wieder zum Familienunternehmen Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Zerschlagt Springer! Ist ja eigentlich eine alte Forderung von Linken. Dass jetzt ausgerechnet Verlegerwitwe Friede und Konzernchef Mathias Döpfner selbst Hand anlegen, ist schon was Besonderes. Beim zweiten Blick wird natürlich klar, dass hier alles andere als Meinungsmacht aufgegeben wird.

So, wie Springer sich unter Döpfner schon vor Jahren vom nicht mehr so machtvollen und vor allem nicht mehr so profitablen Geschäft mit den Regionalzeitungen zurückzog, lassen sie jetzt das Classifieds-Geschäft ziehen. Und weil damit auch die Finanz­investoren von KKR und CCP Investments nichts mehr zu sagen haben, ist Axel Cäsar Döpfner jetzt der alleinige Herr im Haus.

„Bevor wir vor fünf Jahren die Partnerschaft mit KKR und CPP Investments begannen, saß ich mit Friede Springer in ihrem Büro und wir überlegten, wie das, was gerade anfangen würde, idealerweise enden könnte“, schrieb Döpfner letzte Woche in einem seiner üblich jovialen Sind-wir-nicht-toll?-Briefe an die Springer-Mit­ar­bei­ter*in­nen.

Natürlich genau so, wie es jetzt geendet hat. Nur dass es genau Donnerstag, der 19. September 2024, werden würde, hatten sie damals noch nicht ganz so genau vorhersagen können. „Der Traum, den Friede Springer und ich damals nicht richtig zu träumen wagten, ist im Begriff, in Erfüllung zu gehen“, schreibt Döpfner weiter, was natürlich Stuss ist, weil er mit dem gesamten Konzern genau diesem einen Ziel nachgejagt ist wie kein Zweiter.

Wieder Familienunternehmen

Dafür gab es plötzlich dann auch so inte­ressante Vorstandsposten wie den für „­Talent & Culture“, der mit der aus dem ­Sudan stammenden Niddal Salah-Eldin gleich noch ein bisschen spannender besetzt war. Doch die toughe Frau unter 40 zieht weiter, ihr Vorstandsressort fällt der angekündigten Verkleinerung des Gre­miums zum Opfer.

Ob damit der von den US-Investoren mit angestoßene Kulturwandel bei Springer passé ist, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass die Nummer mit Julian Reichelt vielleicht noch etwas anders ausgefallen wäre, wenn nicht die sehr sensibel auf Compliance-Angelegenheiten und MeToo-Vorwürfe reagierenden Truppen von KKR und CCP gewesen wären. Wobei diese Sensibilität nicht unbedingt von einer tieferen ethischen Haltung motiviert sein muss. Solche Geschichten wie die Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen Reichelt oder Döpfners bizarre Verkündigungen zur Lage der Nation per SMS sind schlicht schlecht fürs Geschäft.

Springer ist jetzt wieder Familienunternehmen wie zu Zeiten des seligen Axel Cäsar, der seine Familie bis auf seine fünfte Frau Friede eher mal ausgebootet hatte. Enkel Axel Sven, der früher mit Friede noch um das Testament des Verlegers und sein Erbe prozessierte, wird nun mit ein paar Anteilsprozenten abgefunden.

Nur noch Männer

Der Laden, der mit rund 10.000 Mit­ar­bei­te­r*in­nen weltweit nicht gerade zum Medienmittelstand zählt, gehört nach Abschluss der Aufspaltung dann jeweils zur Hälfte Friede Springer und Mathias Döpfner. Aber auch das stimmt nur auf dem Papier, denn die 81-Jährige hat ihrem Axel-­Alter-Ego Mathias bereits das Stimmrecht ihres Anteilspakets überschrieben. Springer heißt jetzt Döpfner.

Der trat zwar früher auch schon mal bei einer Diversity-Veranstaltung auf und witzelte, er könne noch nicht sagen, wer seine Nachfolgerin als Vorstandschefin bei Axel Springer werde. Doch im jetzt verbleibenden Vorstand sitzen erst mal nur noch Männer. Die Döpfner zudem zwar seine „Sparringspartner“ nennt, die aber auch getrost als seine Buddys durchgehen. Dazu wechselt noch sein langjähriger Weggefährte Jan Bayer als Vorsitzender in den Aufsichtsrat, damit auch da nichts schiefgeht. Nur noch eine Frau, die künftige Chefin der Bild-Gruppe Carolin Hulshoff Pol, spielt ganz oben mit, zudem stehen bei Business Insider und Politico Frauen an der Spitze. That’s it.

Döpfners Ziel lautet nun: „Wir wollen das führende transatlantische digitale Medienunternehmen in der demokratischen Welt bauen“, so schreibt er’s unverhohlen an seine Mitarbeiter. „Unternehmertum, Krea­ti­vi­tät und Integrität bleiben dabei unsere Leitsterne.“ Axel Springer stehe dabei für „Journalismus statt Aktivismus. Neugier und Information statt Vorurteil und Belehrung. Recherche statt Ressentiment.“ Das müsste allerdings mal wer der Bild-Redaktion, aber auch Teilen der Welt sagen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.