Filmfestival von Locarno: Ehrenpreis für King Khan
Bollywood-Star Shah Rukh Khan hat auch außerhalb Indiens seine Fanbase. In Locarno wurde der 58-Jährige nun für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
„Eine lebende Legende wie Shah Rukh Khan in Locarno begrüßen zu dürfen ist ein wahr gewordener Traum. Der Reichtum und die Breite seines Beitrags zum hindisprachigen Kino ist beispiellos“, äußerte sich Giona A. Nazzaro, der künstlerische Leiter des Festivals. Auch das Publikum feierte den indischen Schauspieler und Produzenten gebührend. In seiner Ansprache vor 8.000 Zuschauer:innen auf der Piazza Grande bedankte sich Khan zunächst für den herzlichen Empfang. „So viele Menschen auf einem kleinen Platz und so heiß. Es ist wie zu Hause in Indien“, scherzte er bei schwülen 35 Grad.
Khan, der in seiner 35-jährigen Karriere lange Zeit für Liebe, Herzschmerz und Leidenschaft stand, hat bereits viele Rollen gespielt, vom Bösewicht über den Champion bis zum Superhelden, aber auch einen unerschütterlichen Liebhaber, lässt er Revue passieren. Es gäbe keine Kreativität ohne die Liebe, die alle Sprachen übertreffe und überall verstanden wird, sagte er.
Erst im vergangenen Jahr erfand sich King Khan quasi neu, als er sein Comeback nach vier Jahren Pause mit dem Actionthriller „Pathaan“ feierte, in dem er natürlich die Hauptrolle, einen Agenten im Exil, spielt. Mit diesem Film kehrte in Indien auch die Euphorie in die Kinos zurück. Der Hindi-Film stellte gleich mehrere Kassenrekorde ein, darunter den höchsten Besuch am Eröffnungstag. Weltweit spielte er innerhalb kurzer Zeit 30 Millionen US-Dollar ein. SRK hat längst über Südasien hinaus eine Fanbase aufgebaut.
Einer, der sich nie zu ernst nimmt
Gleich im Anschluss folgten 2023 weitere erfolgreiche Streifen wie der Actionfilm „Jawan“ oder die Komödie „Dunki“, die beide von seiner Frau koproduziert wurden. Im selben Jahr wurde SRK wurde vom Time-Magazin unter den 100 einflussreichsten Personen der Welt gelistet. Eine weitere Auszeichnung seiner Karriere.
Einer seiner bekanntesten Filme aus den 90er-Jahren ist „DDLJ“, der in der Schweiz spielt und als Meilenstein in der Geschichte des Bollywood-Kinos gilt. Das Liebesdrama hält den Rekord als der am längsten gespielte Film in der indischen Filmgeschichte. Produziert wurde er von Yash Raj Films, mit denen SRK bis heute arbeitet, doch eben nicht nur als charmanter Womanizer. In den letzten Jahren ist er mehr zum Actionhelden geworden, der sich aber nie zu ernst nimmt.
Während die indische Filmindustrie von wenigen Familiendynastien geprägt ist, hatten Khans Eltern nichts mit Film zu tun. Dennoch schaffte er den Aufstieg und verkörpert heute den Typus des Superstars, der sich eine eigene Identität aufgebaut hat und so zur Legende geworden ist.
Dabei steht der 58-jährige Khan für ein säkulares Indien. Der gebürtige Muslim heiratete 1991 Gauri Chhibber, eine Designerin, die Hindu ist und ihren Glauben behielt. Khan ist über die Jahre unpolitisch geblieben, was in Indien nicht die Regel ist, da immer wieder Filmstars teils erfolgreich, teils erfolglos eine neue Karriere in der Politik einschlagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen