Almuth Müller
Der Wochenendkrimi
: Endlich mal was los in diesem verschlafenen Bergort

Ach, diese Berge! Diese wunderbare Natur, diese kristallklaren Bergseen und die freundlichen Menschen! Na ja, fast. Berge gibt’s in diesem skurrilen „Nicht-Polizist findet Leiche und ermittelt“-Krimi aus dem Jahre 2015 zur Genüge.

Nette Leute eher weniger, denn die malerische Ortschaft in den österreichischen Alpen wird von einem ganz eigenen Schlag Menschen bevölkert. Das muss auch der auf sein Fahrrad angewiesene Möbelrestaurator Willibald Adrian Metzger (perfekt besetzt mit dem nuanciert und feinsinnig agierenden Robert Palfrader) schnell feststellen: Auf dem Weg zu seinem neuen Einsatzort, einem recht hoch gelegenem Berggasthof, trifft er nur auf einen maulfaulen und wenig hilfsbereiten Hundequäler.

Die Gastgeberin ist dann auch nicht sonderlich freundlich, und die Frühstückszeiten von halb acht bis acht sind auch eher ein Witz.

Doch zu restaurieren gibt es hier einiges, und so ist der Gram auch schnell wieder vergessen. Bei einem Ausflug ins Dorf erweckt eine Nacktbaderin das Interesse von Metzger, und wie es der Zufall nun mal so will, crasht er die Idylle mit einem saftigen Fahrradsturz. Dabei landet er neben einem säuberlich abgetrennten Finger mit Ehering daran. Dieser Fund weckt auch das Interesse der Bergseebaderin Danjela Djurkovic (Dorka Gryllus), doch leider wird der Finger von einem hungrigen Raubvogel stibitzt.

Und als ob das nicht alles schon irre genug wäre, geraten die beiden im Kurhotel Sonnenhof dann auch noch mitten in die Ermittlungen eines gar nicht so cleveren Polizeiteams, denn hier ist ein Gast im Pool ertrunken. Was die von Danjelas Aussehen abgelenkten Beamten nicht verstehen wollen oder können: Dieses Ertrinken war kein Unfall, sondern ein Mord.

Er crasht die Idylle mit einem saftigen Fahrradsturz. Dabei landet er neben einem säuberlich abgetrennten Finger mit Ehering

Doch glücklicherweise gibt es ja nun das zivile Ermittlungsteam Djurkovic und Metzger. Während er eher hintergründig befragt und die feinen Stimmungen einfängt, ist die quirlige Danjela da weniger zurückhaltend. Sie ist eine neugierige Frau, und das darf auch jeder wissen.

Es ist nicht verwunderlich, dass sie das Handy und einen vermeintlichen Abschiedsbrief des Toten findet und an sich nimmt. Schon bald tauchen die beiden tief in die düstere Familiengeschichte einer hier ansässigen Bauerndynastie ein, die einmal mehr die Nachteile eines patriarchalen Haushalts zeigt: Hier wird vertuscht und totgeschwiegen und werden die Leute (besonders natürlich die Frauen) immer klein gehalten.

So bekommt der stellenweise doch sehr kauzige, aber immer bildstarke Krimi eine ernste Wendung und die Protagonisten eine ebenso ernsthaftere Seite. Selbstverständlich taucht auch bald die namengebende Leiche im Haifischbecken auf: nämlich im Aquarium des Hotels Sonnenhof, in dem sich auch ein paar Haie tummeln.

Wirklich unterhaltsam ist diese Buchverfilmung nach dem Roman „Der Metzger geht fremd“ von Autor Thomas Raab geraten, auch wenn am ursprünglichen Romanstoff ganz schön herumgeschraubt wurde.

Eingebettet in wunderbare Landschaftsaufnahmen hat das Team Metzger und Djurkovic genug Zeit, sich kennen zu lernen und das Geheimnis um den Finger und die Leichen zu lösen. Und vielleicht hält der Film ja sogar für den armen Hund vom Anfang ein Happy End bereit.

„Der Metzger und der Tote im Haifisch­becken“, zu sehen in der ARD-Mediathek