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Britische Regierungspläne vorgestelltMit Pomp und Prunk

In der King’s Speech verkündet König Charles III. das Programm der neuen Labour-Regierung von Wahlgewinner Keir Starmer.

Der Neue und der Alte: Der neue britische Premier Keir Starmer und sein Vorgänger Rishi Sunak am 17. Juli in Westminster Palace Foto: Ian Vogler/reuters

London taz | Begleitet von Prunk und Pomp verkündete König Charles III. am Mittwoch die Pläne der neuen britischen Labour-Regierung. Am 4. Juli hatte Labour bei den britischen Nationalwahlen die Mehrheit im Unterhaus gewonnen. Keir Starmer wurde neuer Premierminister.

Das Kabinett wolle im Dienste des Landes regieren, verlas König Charles während der traditionellen Zeremonie. Die neue Regierung stehe im Zeichen von Sicherheit, Fairness und Chancen für alle. Stabilität stünde im Zentrum. Alle Entscheidungen sollten von einer unabhängigen staatlichen Stelle auf optimale Mittelverwendung geprüft werden. Wirtschaftswachstum sei „die fundamentale Mission“.

Im Programm stehen eine ganze Reihe an Reformen: ein großes Wohnungsbauprogramm mit klaren Bauauflagen, bei denen es nicht mehr darum gehen soll, ob gebaut wird, sondern wie. Es geht um die Wiederverstaatlichung der Bahn, Busdienste sollen stärker in den Händen der Kommunen liegen. Weitere Pläne haben mehr Schutz für Ar­bei­ter­neh­me­r:in­nen im Blick, für Mieter:innen, für Kinder und Jugendliche oder Frauen. Auch der Opferschutz und die Rechte von Veteranen sollen gestärkt werden.

Starmers Regierung will das Erbrecht für das britische Oberhaus – dem House of Lords – abschaffen. Parlament, Regierungsämter und Kommunalverwaltungen sollen neue Auflagen bekommen, damit sie die Standards einhalten, die von ihnen erwartet werden. Ansinnen des Kabinetts ist es, so wieder Vertrauen und Respekt in diese Institutionen herzustellen. Selbst der britische Fußball soll sich künftig einer Prüfung unterziehen müssen. Eine unabhängige Behörde soll auch hier die Einhaltung von Standards abklopfen.

Reichhaltiges Programm der neuen Regierung

Der König verkündete zudem, dass sich die neue britische Regierung der Energiewende verpflichtet. Dies soll unter anderem durch ein neues staatliches Energieunternehmen umgesetzt werden, das Energieversorgung und Investitionen koordinieren soll. Der Staat will außerdem nachhaltige Treibstoffe für Flugzeuge fördern. Bei Reformen im staatlichen Gesundheitswesens soll es nicht nur darum gehen, Wartelisten zu verringern, sondern auch Dienste zur mentalen Gesundheit auf die gleiche Stufe wie andere Gesundheitsbereiche zu stellen.

Diese Pläne, sowie Gesetze für gleichen Lohn unabhängig von Geschlecht oder Herkunft, sollen den Zugang zu Arbeitsplätzen verbessern – und so zum Wachstum beitragen. Bessere Bedingungen soll es auch im Schul- und Bildungswesen geben, und die britische Mehrwertsteuerbefreiung von Privatschulen abgeschafft werden.

Starmers Regierung übernimmt die von der konservativen Vorgängerregierung unter Rishi Sunak geplante Altersanhebung für den Kauf von Tabakwaren, inklusive Vapes, sowie Ideen, um Junkfood schärfer zu regulieren. Auch die sogenannte Konversionstherapie soll verboten werden – ein Ziel, das bereits die Tories versprachen, aber nie lieferten.

Außenpolitisch will die neue britische Regierung es auch ihren Vorgängern gleich tun: Sie sei der Nato verpflichtet, stehe hinter der Ukraine und strebe im Nahen Osten eine Zweistaatenlösung an. Aber: Die Beziehungen mit der EU will man neu ausrichten. Auch Reformen im Asylrecht und neue Maßnahmen gegen illegale Einwanderung wurden angekündigt.

An erster Stelle: Vertrauen wieder herstellen

In einem ausführlichen Begleitdokument betonte Premier Keir Starmer, dass es ihm vor allem um Vertrauensbildung gehe – konkret gegen den „verführerischen, jedoch spaltenden Quacksalbercharm des Populismus“.

Dies kann wohl auch als Seitenhieb und Hinweis auf Entwicklungen andernorts in Europa gewertet werden. Auch auf das Agieren des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und den Einzug von Nigel Farages Reform UK sowie populistischer propalästinensischer Unabhängiger im britischen Parlament.

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2 Kommentare

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  • Ich drücke ihm die Daumen, und dass er sich doch noch als Labourpolitiker entpuppt.

    Besser wäre allerdings gewesen, mit dem Wahlkampf die nötigen Punkte bereits anzusprechen und Unterstützung dafür einzusammeln. Wirkliche Linke nicht auszugrenzen, sondern ihnen zumindest aufmerksam zuzuhören.

    Bei der Politik der viel zu lang regierenden Tories und der Zersplitterung der Rechten war ein Sieg wirklich sicher.

  • Ich muss gestehen, dass ich Starmer vorher immer als konservativen "Sozialdemokraten" wahrgenommen habe. Die obige Liste klingt allerdings schon recht vielversprechend (wenn man mal von der Asylpolitik absieht, aber immerhin hat man da auch vom "Ruanada-Modell" Abstand genommen). Vielleicht habe ich dem Guten ja bisher unterschätzt :D