piwik no script img

Budapest lädt Berlin aus

Zuvor provozierte Regierungschef Orbán mit einer Reise nach Moskau

Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán sorgt derzeit für mächtig Stress mit dem Auswärtigen Amt. Am Freitagabend sagte Budapest überraschend einen geplanten Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock ab. An diesem Montag wollte die Grünen-Politikerin eigentlich ihren Amtskollegen Péter Szijjártó treffen. Anlass war die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Ungarn am 1. Juli. Gesprächsstoff gab zudem die vermeintliche Friedensmission Orbáns zuerst mit einer Reise nach Kyjiw, dann nach Moskau. „Ein ernstes und ehrliches persönliches Gespräch zwischen beiden Außenministern wäre in Anbetracht der überraschenden und nicht abgestimmten Moskau-Reise von Ministerpräsident Orbán durchaus wichtig gewesen“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Dann folgte Bedauern über die Absage.

Das ungarische Außenministerin beeilte sich, die Ausladung mit einer Änderung im Terminkalender zu begründen. Also keine politischen Gründe, sondern nur rein technische, hieß es. Szijjártó hatte Orbán nach Moskau begleitet, ihm wird ein enges Verhältnis zu seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow nachgesagt. Sowohl in den EU-Gremien als auch in der Nato hagelte es Kritik für die ungarische „Friedensmission“. Lob kam dagegen von der AfD, die die „EU und deren sonstiges Personal“ als Kriegstreiber bezeichnete. Wenig überraschend stieß auch die Ausladung Baerbocks auf Zustimmung – und wurde durchaus als rein politische Entscheidung gewertet. Orbán fachte das politische Störfeuer derweil weiter an – und reiste nach Aserbaidschan. Dort traf er die Organisation der Turkstaaten. Auch dieses Mal in gewichtiger Mission, aber ohne EU-Mandat. Tanja Tricarico

meinung + diskussion

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen