Simone Schmollack über das Gesetz gegen sexuelle Gewalt
: Endlich!

Nun hat es doch noch vor der parlamentarischen Sommerpause geklappt: Das Kabinett hat das sogenannte UBSKM-Gesetz für mehr Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt beschlossen. Die sperrige Buchstabenreihe leitet sich vom Amt der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ab, aktuell ist es Kerstin Claus. Das Amt wird durch das Gesetz dauerhaft installiert und damit ähnlich wichtig wie beispielsweise die Wehrbeauftragte.

Das ist so wichtig zu betonen, denn bislang hangelten sich Claus und ihr Vorgänger Johannes-Wilhelm Rörig von Jahr zu Jahr, immer in der Ungewissheit, ob das, was sie für Betroffene tun, von Dauer ist. Sicher, es gibt die Aufarbeitungskommission und den Betroffenenrat, die auf der politischen Ebene wichtige Aufklärungsarbeit leisten. Aber die Betroffenen müssen auch im Alltag zurechtkommen, die meisten von ihnen brauchen konkrete Hilfen im Beruf, in der Ausbildung, psychosoziale Betreuung, regelmäßige medizinische Therapien.

Unabhängig davon wollen Betroffene wissen, was in ihrer Kindheit passiert ist, im Kirchenverein, im Ferienlager, beim Sportkurs, mit dem Onkel. Bislang blieb ihnen verwehrt, das in Akten – ja, viele Vorgänge sind aus Akten rekonstruierbar, nicht selten finden sich dort Täternamen – nachzulesen. Mit dem Gesetz ist das nun möglich. Und es ist wichtig. Denn wer mehr darüber weiß, was in seiner Kindheit und Jugend mit ihm passiert ist, kann besser mit dem Erlebten in der Gegenwart umgehen. Jede neue Erkenntnis bringt mehr Klarheit in eine diffuse und dunkle Vergangenheit.

Und dieses Detail ist nicht geringzuschätzen: Die Missbrauchsbeauftragte Claus ist durch das Gesetz verpflichtet, Bundestag und Bundesrat regelmäßig über den Stand der Missbrauchsaufarbeitung Bericht zu erstatten. Das birgt die Chance, das Thema nicht nur in medialen Wellen in der Öffentlichkeit zu halten, sondern dauerhaft. Und damit in steter Abfolge auf Missstände hinzuweisen, unter anderem bei der Entschädigung von Betroffenen.