Fußballstatistik: Gute Daten sind teuer

Einerseits bekommen statistisch erfasste Daten bei der modernen Fußballbetrachtung einen immer größeren Stellenwert. Andererseits sind sie teuer.

Fußballstadion, mit animierten Statistikdaten

Datenmarkt Fußball: Statistisches Material wird immer wichtiger – und teurer Foto: Imago/VectorFusionArt

Es hat gedauert, bis der Fußball in seine statistischen Einzelteile zerpflückt wurde. Es fing ganz harmlos an mit dem Ballbesitzanteil und den auf dem Spielfeld zurückgelegten Kilometern. Sodann kam die Zahl der gespielten Pässe hinzu und die Passquote. Nun wurde die Zweikampfquote hinzufügt oder die Zahl der Schüsse aufs Tor.

Vor einiger Zeit wurde die Heat Map, also der Bewegungsradius von Spielern, als Clou gefeiert, doch selbst das ist heute kaum noch frei zugänglich zu bekommen. Denn der Statistikmarkt im Fußball ist exklusiv und teuer. Während in anderen Sportarten wie Basketball eine, nun ja, Demokratisierung der Daten vorausgesetzt ist, ist der Fußball wieder einmal durchkommerzialisiert wie sonst nur etwas.

Der gute Stoff ist teuer. Eine Privatperson kann sich diese Zahlen und Grafiken nicht leisten. Bei Opta Analyst (Stats Perform) und Statsbomb sind sie schier unerschwinglich. Je nach Paket kommen fünf- bis sechsstellige Summen zustande. Auf ein paar Plattformen, die Wettwütige wie normale Fußballfans bedienen (Wyscout, Soccermatics oder Overlyzer), muss man deutlich weniger zahlen, aber in den vierstelligen Bereich kommt man hier auch recht leicht.

Vor allem in den vergangenen zehn Jahren hat sich wahnsinnig viel getan auf dem Feld der Fußballdatenanalyse. Die Detektoren, Computermodelle und KI-Generatoren laufen heiß, allerdings nur für eine zahlungskräftige Klientel in den Klubs, Ligen oder bestimmten Medienhäusern.

Experten und ihr Herrschaftswissen

Der normale Fan ist schon froh, wenn ihm ein Expected-Goals-Wert (xG) frei Haus geliefert wird. Hier kann man quasi erkennen, wie wertig eine Chance war; ein xG-Modell verwendet historische Informationen aus Tausenden von Schüssen mit ähnlichen Merkmalen, um die Wahrscheinlichkeit eines Tores auf einer Skala zwischen 0 und 1 zu schätzen.

Während in anderen Sportarten eine, nun ja, Demokratisierung der Daten vorausgesetzt ist, ist der Fußball durchkommerzialisiert wie sonst nur etwas.

Die xG-Wissenschaft ist mittlerweile weit gediehen, eine Reihe von ähnlichen Werten wie xgA, xGD oder xG vs Actual (bitte googeln, wer Genaueres wissen will) grassiert. Auf den scheißteuren Plattformen wird das On-Ball-Value ermittelt, wann das Pressing besonders effektiv ist, oder wie der Torhüter zum Ball steht.

Das alles ist interessant, nur verstecken sich diese Daten eben hinter einer Mauer. Davor sitzt der tumbe Zuschauer, der mit sich mit der Info zufrieden geben muss, dass nur ein Prozent der Pässe von Toni Kroos nicht angekommen sind. Hinter der Mauer, im Datenparadies, sitzen die Experten mit ihrem Herrschaftswissen übers Spiel, das Millionen vorenthalten wird.

Gut, es bedurfte sicherlich hoher Investitionen und eines gewissen Geschicks, diese Modelle zu erschaffen und Kunden davon zu überzeugen, die Daten zur Spielverbesserung zu verwenden. Aber diese krasse Unzugänglichkeit macht einen kirre, zumal es der einfache Fan ist, der das Schwungrad im Fußball mit seinen Zahlungen – Trikot, Ticket, Pay-TV-Paket, Öffi-Gebühren – am Laufen hält. Wäre doch schön, wenn ein paar Hacker sich um die Sache kümmern könnten. Zwinkersmiley.

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