Was ist eine „gute“ Mutter?: Alles hat ein Ende – außer Muttersein

Unsere Kolumnistin verabschiedet sich nach drei Jahren von ihrer Kolumne. Zeit, noch einmal Bilanz über das Muttersein zu ziehen.

Hände von unterschiedlichen Personen

Als Mutter hat man alle Hände voll zu tun Foto: imago

Nach drei Jahren geht diese Kolumne nun zu Ende – nicht, dass das Elternsein jemals aufhören würde, mir Stoff für Kolumnen zu liefern. Wenn’s danach ginge, könnte ich hier ewig weiterschrei­ben. Aber manchmal ist es gut, Dinge nach einer gewissen Zeit zu beenden. Für eine Kolumnistin ist die letzte Kolumne eine Herausforderung. Sie sollte nicht total banal sein und nicht zu pathetisch. Irgendwas Wichtiges, dennoch Lockeres.

Und um da gleich den Druck herauszunehmen: mir ist nichts eingefallen, das einem Finale würdig wäre. Es mag daran liegen, dass ich kurz vor der Geburt meines dritten Kindes stehe, dass es aber so gar nicht auf die Welt kommen will. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich kaum denken kann, weil ich nachts schweißgebadet aufwache, um mich dann stundenlang hin- und herzuwälzen, wie man das gegen Ende einer Schwangerschaft im Sommer eben so tut.

Die beiden Kinder, die schon länger außerhalb meines Körpers residieren, erwarten natürlich dennoch, dass ich morgens elfengleich zu ihnen schwebe und geduldig ihre derzeit oft bemerkenswert schlechte Laune vertreibe, für die wir Eltern stets verantwortlich zu sein scheinen.

Also reißen wir Witze, küssen und kitzeln Kinder wach, singen. Machen uns zum Affen, wenn wir viel lieber Kaffee machen würden, während uns die Wutanfälle des Dreijährigen und die Wackelzahnpubertät des Sechsjährigen ins Gesicht peitschen, dass es nur so klatscht. Aber das ist der Job.

„Mother is an action“

Und ja, der ist kein Kinderspiel. „Mother is an action“, habe ich die Hauptdarstellerin der Serie „Queenie“ letztens ganz richtig sagen hören. Denn auch wenn viele Menschen sich Mutter nennen dürfen – schon allein durch einen biologischen oder rechtlichen Vorgang –, wird das Muttersein und seine Qualität am Ende durch Taten definiert. Auch wenn die Bezeichnung „Mutter“ eine Art Vertrauensvorschuss ist, ein Lorbeerkranz an guten Eigenschaften, der einem einfach mal aufgesetzt wird. Nur wissen eben auch alle, die keine „gute“ Mutter hatten, dass dieses Wort allein nicht ausreicht.

Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, habe ich viel darüber nachgedacht, was für eine Mutter ich überhaupt sein kann. Ich selbst hatte keine Mutter, die von meiner Geburt bis zu den Geburten meiner Kinder in meinem Leben sein wollte. Das war spätestens als Erwachsene für mich nicht weiter schlimm, weil ich doch andere Menschen hatte, die ihre Rolle ausfüllen wollten. Deshalb hat es mich dann doch einigermaßen überrascht, dass ich als Schwangere plötzlich neidisch auf jene Frauen geschielt habe, die bei und nach einer Geburt ihre eigenen Mütter unterstützend an ihrer Seite hatten.

Eine gute Mutter zu sein, ist nicht so einfach. Was ist schon gut außerdem. Ich scheitere ständig an den Ansprüchen, die ich an mich als Mutter stelle. Das ist nicht schön, aber lieber scheitere ich und probiere es neu, als keine Ansprüche zu haben. Und wenn ich heute darüber nachdenke, weiß ich genau, was für eine Mutter ich sein will. Eine, die auch nach all den Wutanfällen, nach all den Elternabenden, nach all den Tränen, verarzteten Knien und Nudeln mit Tomatensoße im Leben ihrer Kinder anwesend und vor allem willkommen ist.

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Schreibt über Gesellschaft, Politik, Medien und manchmal über Österreich. Kolumne "Kinderspiel". War 2013 Volontärin der taz panter-Stiftung, dann taz-Redakteurin. Von 2019 bis 2022 Ressortleiterin des Gesellschafts- und Medienressorts taz zwei. Lebt und arbeitet in Wien.

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