Neuer Score geplant: Die Schufa räumt auf

Die Auskunftei will ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit vereinheitlichen. Doch komplette Transparenz ist nicht geplant.

Eine Frau mit Kreditkarte sitzt vor einem Laptop

Bezahlung per Kreditkarte Foto: Chrsitin Klose/picture alliance

BERLIN taz | Vor wenigen Unternehmen in Deutschland fürchten sich Menschen so wie vor der Schufa. Entscheiden ihre Produkte, sogenannte Scores, doch mit über Kredite, Mobilfunk- und Mietverträge. Jetzt plant die Auskunftei einen Einschnitt: Die Kriterien werden vereinfacht, künftig soll es nur noch einen einzigen Score statt vieler verschiedener geben, einen, den auch Verbraucher einfach verstehen können.

„Unser Anspruch ist hohe Präzision bei guter Verständlichkeit“, sagte Tanja Birkholz, Chefin der Schufa bei der Vorstellung der Pläne. Seit etwa drei Jahren wandelt sich die Schufa, will offener werden, vor allem für Verbraucher. Das soll das Bild des Unternehmens aus Wiesbaden verbessern – und langfristig einige Menschen auch dazu bewegen, der Schufa freiwillig Daten zu geben. Am meisten werde die Auskunftei gefragt, wie man seinen Score verbessern könne, sagt Birkholz. Das möchte das Unternehmen mit zusätzlichen Daten erlauben.

Die Schufa schätzt, wie hoch das Risiko ist, dass ein Kunde seine Rechnung nicht bezahlt oder einen Kredit nicht bedienen kann. Dafür wird ein Score errechnet. In die Formel fließen unter anderem Informationen zu bestehenden Krediten ein und ob jemand bereits einmal nicht zahlen konnte.

Bisher ermittelt die Schufa allerdings nicht einen Score, sondern bis zu 20 verschiedene – mit unterschiedlichen Daten, die unterschiedlich gewichtet werden. So gibt es beispielsweise einen Score für den Handel, einen für Telekommunikationsanbieter und einen für Banken. Letzterer wird am häufigsten genutzt.

Ein Score für alles

Künftig soll es für alle nur noch einen Score geben. Das Modell wird damit vereinfacht und soll nicht mehr nur für Statistiker verständlich sein, sondern auch für Verbraucher. Dabei verspricht die Schufa, dass der neue Score ebenso aussagekräftig sein soll wie die alten – wichtig für Schufa-Kunden wie Banken, Telekommunikationsfirmen und Händler, die den Score verwenden, um über Verträge zu entscheiden.

Allein in die sechs Branchenscores fließen mehr als 50 verschiedene Faktoren ein, wie Andre Muhle bei der Vorstellung sagte. Muhle ist bei der Schufa verantwortlich für den neuen Score. Künftig reichten 10 bis 15 Faktoren aus. Welche Daten genau einfließen, wollte er nicht verraten. Wahrscheinlich fließen Informationen zu Ratenkrediten, Hypotheken und Zahlungsausfällen ein. Wie der Score genau berechnet wird, verrät die Schufa nicht.

Derzeit testen die Experten den neuen Score, auch bei Unternehmen. Ende 2024 soll er fertig sein. Dann dauere es wohl ein bis zwei Jahre, bis er am Markt eingeführt sei, sagte Birkholz. Unter anderem Banken müssen sich den neuen Score zertifizieren lassen, die Bankenaufsicht Bafin wird ihn sich genauer anschauen. Perspektivisch soll es dann nur noch den neuen Score geben, andere wird die Schufa dann nicht mehr ermitteln. Nicht vereinheitlicht werden allerdings die gut 30 Scores, die die Auskunftei jeweils für ein Unternehmen entwickelt hat.

Ist der neue Score etabliert, sollen auch Verbraucher dessen Ergebnis einsehen können. Derzeit geht das nur bei dem sogenannten Basisscore, eine Art Durchschnitt aller Schufa-Scores.

Die Auskunftei hat Daten von rund 68 Millionen Bundesbürgern und 6,4 Millionen Firmen gesammelt. Täglich erteilt sie im Schnitt 340.000 Auskünfte an Unternehmen, die damit einschätzen, ob sie Geschäfte mit einer Kundin oder einem Kunden machen wollen. Gegründet wurde die Schufa 1927 als Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Heute ist sie die wichtigste Auskunftei im Verbraucherbereich in Deutschland. Sie gehört mehrheitlich Banken und Sparkassen und zu einem kleinen Teil Handelsunternehmen.

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