Claudius Prößer hat einen sauberen U-Bahnhof erlebt
: Reinigungstipps von ganz oben

Wie es in Küche und Wohnzimmer von Franziska Giffey (SPD) aussieht, wissen wir nicht, aber so viel ist klar: Der Boden ist immer gut gefeudelt. Denn „das Thema Nassreinigung ist ganz entscheidend – man kennt das ja von zu Hause“, findet die Wirtschaftssenatorin, die auch dem BVG-Aufsichtsrat vorsitzt.

Um die BVG ging es auch in Giffeys Hygiene-Statement: Zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner und der neuen Verkehrssenatorin Ute Bonde (beide CDU) sowie dem Vorstandschef der Verkehrsbetriebe, Henrik Falk, freute sie sich am Donnerstag im U-Bahnhof Janowitzbrücke über den Erfolg des Projekts „Reinigungsstreife“. Dabei waren 3 Monate lang auf den Bahnhöfen der U8 zwischen Jannowitzbrücke und Hermannstraße die Reinigungsteams aufgestockt und mit Sicherheitsleuten verstärkt worden.

Dieser Einsatz für mehr „Sauberkeit und Sicherheit“ gefiel den Beteiligten so gut, dass sich nun eine sechsmonatige Phase auf der gesamten U8 anschließen soll. Auch den KundInnen habe das Konzept zugesagt, so Falk: Von rund 10.000 befragten Fahrgästen hätten es 80 ­Prozent positiv bewertet. Bei den MitarbeiterInnen seien es sogar satte 96 Prozent gewesen.

Viele ÖPNV-NutzerInnen hätten eben die Erwartung, dass Züge und Bahnhöfe sicher und sauber seien, meinte Kai Wegner, der sich über die Entscheidung „wahnsinnig“ freute. Und nur wenn sie nicht enttäuscht würden, „wird uns die Verkehrswende gelingen“.

Auch Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB, der die schmuddelige U8 sonst meidet, ist angetan vom neuen Erscheinungsbild der Teilstrecke. Wobei: „Eigentlich reden wir über Selbstverständlichkeiten“, sagte er am Rande des Termins. „Aber dazu brauchte es offenbar einen Regierungswechsel.“

Nicht in die Sicherheitsblase rund um den Regierenden Bürgermeister durften AktivistInnen von der Gruppe „Ihr seid keine Sicherheit“ (ISKS), die auf dem Bahnsteig Protestschilder in die Höhe hielten. Sie kritisieren die Verdrängung wohnungsloser und drogenabhängiger Menschen und verwiesen auf die Ergebnisse einer eigenen Umfrage.

Deren Ergebnisse klingen ganz anders: 82 Prozent hätten das Pilotprojekt nicht sinnvoll gefunden, die Hälfte fühlte sich durch das Security-Personal „eingeschüchtert oder beängstigt“. ISKS-Sprecher Yazan Wagner: „Saubere Bahnhöfe wird es dann geben, wenn die Politik aufhört, Menschen wie Dreck zu behandeln.“

Ein Vertreter der Stadtmission dagegen unterstützte die BVG: Der sei es „vorbildlich gelungen, die Partner in den Sozialräumen einzubeziehen“. Menschen, die die Bahnhöfe verlassen müssten, werde etwa mit der „Shelter Map“ der Kältehilfe geholfen, einem Netzplan, der unter anderem auf Polnisch, Bulgarisch, Romanes und Russisch Hilfsangebote anzeigt.