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US-Vorwahlen in New HampshireTrump marschiert zur Kandidatur

Ex-Präsident Donald Trump gewinnt in New Hampshire gegen seine letzte Konkurrentin. Nikki Haley gibt aber noch nicht auf.

Donald Trump bejubelt seinen Wahlsieg. Im Hintergrund sein früherer Konkurrent und jetziger Unterstützer Vivek Ramaswamy Foto: Matt Rourke/ap

Washington taz | Der frühere US-Präsident Donald Trump hat auch die zweite Vorwahl im Präsidentschaftswahlkampf klar für sich entschieden. Der Republikaner gewann die parteiinterne Vorwahl im US-Bundesstaat New Hampshire am Dienstag deutlich. Ersten Hochrechnungen zufolge erhielt er knapp 54 Prozent der Stimmen. Die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley landete mit knapp 43 Prozent der Stimmen auf Platz zwei.

Obwohl Trump mit dem Sieg in New Hampshire einen gewaltigen Schritt in Richtung republikanischer Nominierung getätigt hat, war seine Siegesrede im Anschluss alles andere als freudig. „Wer zum Teufel war die Hochstaplerin, die auf die Bühne trat und so getan hat, als hätte sie gewonnen“, sagte Trump in Anspielung auf Haleys Rede.

„Das Rennen ist noch lange nicht vorbei“, hatte Haley auf ihrer Wahlparty in Concord, New Hampshire, erklärt. „Man kann nichts verändern, wenn man die Wahl nicht gewinnt. Und eine Nominierung von Trump bedeutet den Sieg von Biden und eine Präsidentschaft von Kamala Harris“, rief sie aus. Bidens Vizepräsidentin Harris würde sofort übernehmen, wenn dem zum eventuellen Antritt einer zweiten Amtszeit 82-jährigen Biden etwas zustoßen würde.

Trump war sichtlich genervt, dass die frühere Gouverneurin von South Carolina nach der erneuten Niederlage noch immer nicht das Feld räumen will. Auf der Social-Media-Plattform Truth Social bezeichnete er diese Entscheidung als „wahnhaft“.

Haley boykottiert Nevada

Nach seinem zweiten Sieg in Folge glauben nur die wenigsten daran, dass Trump die Vorwahlen noch verlieren könnte. Das größte Risiko dürften dabei seine anhaltenden rechtlichen Probleme sein. Doch auch hier haben Umfragen gezeigt, dass seine loyalen Anhänger sogar im Fall einer Verurteilung weiterhin für ihn stimmen würden.

Für Haley wird es nach einer weiteren Klatsche hingegen immer schwieriger, die nötigen Stimmen und Spenden zu sammeln. Trotzdem zeigte sie sich nach der Niederlage in New Hampshire weiter kämpferisch. „Dutzende von Bundesstaaten haben noch gar nicht gewählt. Und als Nächstes geht es in mein geliebtes South Carolina“, sagte Haley.

Das stimmt eigentlich nur halb, denn offiziell ist als Nächstes am 6. Februar der Bundesstaat Nevada an der Reihe. Dort gab es allerdings massive Unstimmigkeiten zwischen staatlicher Wahlbehörde und republikanischer Partei. Traditionell halten Nevadas Republikaner keine Vorwahlen ab, sondern Caucuses, Wahlversammlungen wie zuvor schon in Iowa. Diesmal setzte der Bundesstaat Vorwahlen für den 6. Februar an, die Republikaner jedoch riefen für den 8. Februar zu Caucuses auf – und nur dort werden Delegierte vergeben.

Aus Protest gegen ungleiche Voraussetzungen boykottiert Haley diese Caucuses und steht lediglich bei den bedeutungslosen Vorwahlen auf dem Stimmzettel, so dass Donald Trump schon am Dienstagabend verkündete, übrigens gerade den Bundesstaat Nevada gewonnen zu haben.

Ein Zweikampf, den sich niemand gewünscht hat

Bis zu den Vorwahlen in South Carolina am 24. Februar sind es noch mehr als vier Wochen, und der Gegenwind und Druck aus der eigenen Partei auf Haley, sich aus dem Rennen zu verabschieden und Trump zu unterstützen, wird nun von Tag zu Tag stärker werden. Hinzu kommt, dass Haley trotz ihrer erfolgreichen Zeit als Gouverneurin von South Carolina dort in Umfragen weit hinter Trump zurückliegt.

„Die ersten beiden Vorwahlen in Iowa und New Hampshire haben gezeigt, dass die republikanischen Wähler unerschütterlich an Trump festhalten“, sagte die republikanische Strategin Alice Stewart im Gespräch mit der taz. Sie bezeichnete Haleys Chance auf die Nominierung als so gut wie aussichtslos.

Auch das Wahlkampfteam um Präsident Joe Biden erklärte in einer Stellungnahme, dass in der republikanischen Partei aktuell kein Weg an Trump vorbeiführe.

„Die heutigen Resultate bestätigen, dass Donald Trump die republikanische Nominierung so gut wie in der Tasche hat und dass die wahlverleugnende und antifriedliche MAGA(Make American Great Again)-Bewegung die republikanische Partei unter ihre Kontrolle gebracht hat“, hieß es in der Stellungnahme.

Biden, der selbst mit schwachen Umfragewerten zu kämpfen hat, bereitet sich auf einen erneuten Schlagabtausch mit Trump vor. Es ist ein Zweikampf, den sich kaum jemand in den USA wünscht, aber mit dem die meisten von Anfang an gerechnet haben.

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6 Kommentare

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  • Die USA haben sehr große Probleme. Erstens ein Wahlsystem, das völlig anachronistisch und ungerecht ist, das Weiße bevorzugt und zweitens einen Präsidentschaftskandidaten, den man besser als Lügenbaron bezeichnen sollte, der ins Gefängnis gehört. Gnade der Welt, wenn der wieder an die Macht kommen sollte.



    Kopien des Lügenbarons machen sich weltweit sein Vorbild zu Nutze und sind auf dem Vormarsch. Es ist zum Schaudern…

  • Ich fange an, mich zu fragen, ob und ggf. welchen Einfluss die Entwicklung in den Vorwahlen der USA zusammen mit der noch ausstehenden Entscheidung des US Supreme Court auf die Zuläsdigkeit von Trumps Kandidatur in einzelnen Bundesstaaten nehmen wird, a) auf die Bewilligung der z. Zt. auf Eis liegenden 61 Mrd. US Dollar für die Ukraine und b) auf die vom ukr. Parlament jetzt wohl doch vorgesehenen Präsidentschaftswahlen im März.

  • 6G
    692662 (Profil gelöscht)

    Die Trump Gegner erkennen ihre wahlstrategischen Fehler nicht, ebenso wie die hiesigen Gegner von AfD, Freien Wählern und Wagenknecht.

    • @692662 (Profil gelöscht):

      Richtig erkannt.



      Sagen einige schon seit.. lass mich ma eben weinen, ähm: 15 Jahren? Aber hey das wollte nie wer hören wenn ich oder andere damit anfingen.



      Man war und ist ja so happy in seiner vom Kapital gewebten Blase aus suggerierten Befreiungskämpfen.

      Das kapitalistische System braucht die Demokratie nicht, sie schadet ihm. Hemmt die Profite etc. Und so schafft es die Demokratie einfach ab.



      Das, das Ganze nur zum Untergang führt begreift ein System nicht so lange die Profite in grünen Zahlen über die Monitore flimmern. Die Menschen die vom System beherrscht werden, die merken es. Deren amerikanischer Traum ist es jetzt nur noch das Land zu verlassen.

      Was wir jetzt brauchen sind starke sozialdemokratische und demokratisch sozialistische Parteien die die Realität noch verstehen und noch Widerstand in sich haben.



      Meine Stimme hat das BSW.

      Aber ja, aus Amerika lernen wäre etwas das die deutsche Linke jetzt unbedingt mal tun sollte.

  • Wenn Trump die Welt in den Untergang stürzt, dann will es keiner gewesen sein. Weder die Wähler Trumps, noch die Gegner.

    Und auch wir müssen uns dann fragen, wie wir Trump hätten verhindern können. Zum Beispiel, ob wir Europäer mitentscheiden mit einem klaren Nein auf dem Stimmzettel. Es muss schließlich die Demokratie gerettet werden.

  • Eine merkwürdig-wahnhafte Unausweichlichkeit prägt diesen Wahlkampf. Das Phänomen Trump ist mir bis heute unbegreiflich. Selten waren in einem Menschen derart viele negative Eigenschaften vereint, offenbar speist sich seine Wählerschaft aus Verblendeten, die ähnlich wie Sektenmitglieder, den Kontakt zur Realität völlig verloren haben. Dazu kommen, ähnlich wie bei Berlusconi, knallharte Opportunisten, die moralische, aber auch politische und juristische Bedenken komplett über Bord geworfen haben und sich einfach wirtschaftliche Vorteile von der orangenen Chaosmaschine erhoffen. Die einfache Trumpwelt, in der einfache Schlagworte wie Witchhunt und Fake News zur Abqualifizierung der Gegner ausreichen, in der einfach die Zeit um vierzig Jahre zurückgedreht wird, haben viele Menschen dabei komplett verinnerlicht.

    Auf der anderen Seite eine demokratische Partei, die sich völlig gelähmt dem Altersstarrsinn eines Greises ausliefert, der nicht von der Macht lassen kann und trotz teilweise beachtlicher Erfolge seiner Politik einfach seine Zeit als aktiver Politiker hinter sich hat.

    Sie muten uns schon einiges zu, die Amis.