Photovoltaik soll attraktiver werden: Solarindustrie fordert Aufbauhilfe

Die Produktion von Photovoltaikmodulen soll attraktiver werden. Die Branche fordert mehr Geld für Strom aus Anlagen, die aus der EU stammen.

Bei Meyer Burger in Freiberg werden Hochleistungsmodule der neuesten Generation hergestellt

Technik auf dem allerneuesten Stand: Produktion von Solarmodulen bei Meyer Burger in Freiberg Foto: Sylvio Dittrich/imago

FREIBURG taz | Nach Drohungen der Firma Meyer Burger, ihre Solarmodulproduktion im sächsischen Freiberg aufzugeben, hat sich die Debatte über bessere Bedingungen für die deutsche Solarwirtschaft zugespitzt. Die Branche fordert nämlich eine bessere Vergütung, um die Produktion hierzulande attraktiv zu machen, also mehr Fördermittel.

Grundsätzlich gibt es mehrere Optionen – wobei eine bereits gescheitert ist. In den Jahren 2013 bis 2018 hatte die EU versucht, heimische Module mit Importzöllen vor chinesischen Billigimporten zu schützen. Solarworld, damals größter deutscher Solarkonzern, ging trotzdem pleite. Heute setzt die Branche daher auf andere Konzepte: die Investitionsförderung für neue Solarfabriken einerseits und bessere Einspeisevergütungen für Photovoltaik-(PV)-Anlagen mit europäischen Komponenten andererseits. „Wir brauchen beides“, heißt es dazu beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg.

Weil eine bessere Vergütung für Nutzer heimischer Solartechnik den bestehenden Fabriken sehr zügig unter die Arme greifen könnte, steht diese Option in der politischen Debatte gerade an erster Stelle. Konkret schlägt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) entsprechende Boni im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor. Die Ampel-Parteien verhandeln zurzeit über eine mögliche Einführung.

Die Betreiber neuer PV-Anlagen bekämen dann Mehrkosten erstattet, die mit dem Erwerb europäischer Komponenten verbunden sind. Dies erlaube, so der Verband, „den Abschluss von langfristigen und umfangreichen Lieferverträgen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, da Abnehmer nicht auf den Kostendifferenzen sitzen bleiben“. Diese Zuschüsse werden in der Politik inzwischen unter dem Namen „Resilienz-Boni“ geführt, weil sich Europa mit dem Aufbau eigener Fabriken von Importprodukten unabhängiger macht.

Wettbewerbsfähigkeit sichern

Gemäß der Logik des EEG würde dies eine Differenzierung bedeuten zwischen Großanlagen und kleineren Dachanlagen. Großanlagen, die Komponenten aus Europa verbauen, würden an separaten Ausschreibungen teilnehmen, Kleinanlagen einen Bonus auf ihre gesetzlich definierte Vergütung erhalten. Die Höhe der Boni würde sich an der Anzahl der Komponenten aus europäischer Fertigung bemessen, gestaffelt nach den Stufen der Wertschöpfung. Diese sind: die Gewinnung des Solarsiliziums, die Fertigung der kristallinen Siliziumblöcke und der daraus gesägten Scheiben (Wafer), die Fertigung der Zellen und dann der Module. Auch die Herkunft des Solarglases und der Wechselrichter flössen in die Betrachtungen ein.

Nötig sei für eine Wettbewerbsfähigkeit heimischer Produkte eine Spanne der Boni zwischen 1 und 3,5 Cent pro erzeugter Kilowattstunde, rechnet der BSW vor. Wird das aufgesplittet, kommt die Branche unter anderem zu folgenden Zahlen: Für die heimische Modulproduktion seien 0,87 Cent Aufschlag nötig; werden zudem heimische Zellen verbaut, müssten weitere 0,65 Cent gewährt werden.

Mit diesen Mehrkosten würde zwar das EEG-Konto zusätzlich belastet, das im vergangenen Jahr gut 14 Milliarden Euro an Steuermitteln benötigte. Die Zusatzkosten seien jedoch anfangs gering, erklärt der BSW, weil es bislang erst wenige europäische und damit bonusfähige Produkte zu kaufen gibt. Für 2024 seien daher maximal 40 Millionen Euro Förderung nötig.

Bei einem Aufbau der entsprechenden Fertigungskapazitäten in der EU und einem angestrebten Jahresabsatz heimischer Solartechnik von bis zu 9 Gigawatt sei ab 2029 mit maximal 0,88 Milliarden Euro an jährlichen Zusatzkosten zu rechnen.

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