Lebensmittel und Energie teurer: Inflation trifft Arme besonders
Ärmere Menschen traf die Inflation im vergangenen Jahr besonders stark, so eine Analyse. Verantwortlich dafür: Strom, Erdgas, Lebensmittel.
Die Inflation des vergangenen Jahres belastete arme Haushalten besonders stark. Für Singles mit einem niedrigen Einkommen von maximal 900 Euro monatlich belief sich die Teuerungsrate auf 6,3 Prozent, wie am Donnerstag veröffentlichte Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeigen. Das ist ein voller Prozentpunkt mehr als bei Singles mit hohen Einkommen ab 5.000 Euro monatlich, die mit 5,3 Prozent unter allen Haushalten die niedrigste Teuerungsrate zu verzeichnen hatten.
Insgesamt lag die Inflationsrate im vergangenen Jahr bei 5,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag aufgrund von vorläufigen Berechnungen bekannt gab. Damit ist die Inflation gegenüber 2022 zwar leicht gesunken – damals erreichte sie einen historischen Höchststand von 6,9 Prozent. Sie liegt aber weiterhin deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent. Dieses Jahr könnte das Ziel beinahe wieder erreicht werden. Die IMK-Ökonomen gehen für 2024 von einer Inflation von 2,5 Prozent aus.
Das Institut berechnet seit Anfang 2022 jeden Monat, wie sich die Inflation auf die unterschiedlichen Haushaltstypen auswirkt. Demnach litten bis zum Spätsommer 2023 einkommensschwache Haushalte besonders unter den Preissteigerungen. Ihre spezifischen Inflationsraten lagen zum Teil deutlich über der allgemeinen Inflationsrate. Besonders groß war der Unterschied im Oktober 2022. Damals hatten Familien mit niedrigen Einkommen die höchste Inflationsrate im Haushaltsvergleich mit 11,0 Prozent. Dagegen waren es bei Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen 7,9 Prozent.
Der Grund ist, dass arme Menschen einen besonders großen Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel und Energie ausgeben. Insbesondere diese beiden Posten verteuerten sich im Zuge der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Energiepreiskrise. So kostete Erdgas Ende 2023 14,7 Prozent und Strom 12,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Lebensmittelpreise stiegen um 12,4 Prozent. Ohne diese beiden Warengruppen wäre die Inflation 2023 mit 5,1 Prozent deutlich niedriger ausgefallen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Grundsatzpapier des FInanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Prognose zu KI und Stromverbrauch
Der Energiefresser
Anschläge auf „Programm-Schänke“
Unter Druck