Extrem-Christen wollen Zölibat

Freikirchen diskutieren über ein Sexverbot für Homosexuelle

Von Jean-Philipp Baeck

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG) will am Samstag homophobe Leitlinien bekräftigen. Homosexuelle Menschen sollen demnach enthaltsam im Zölibat leben. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) warnt, das stehe im Widerspruch zum Grundgesetz.

Laut einem internen Entwurf zu den künftigen Leitlinien der Gemeinden, der der taz vorliegt, heißt es in einer Empfehlung der Bundesleitung: „Homosexuelle Partnerschaften finden aus biblischer Sicht keine Zustimmung.“ Weder Traugottesdienste noch Segnungen sollen möglich sein, ebenso wenig die Rolle als Gemeindeleitung oder als Pastor oder Pastorin. Mehr noch: Homosexuellen Menschen wird empfohlen, auf Sexualität zu verzichten.

Der LSVD kritisiert das: „Homosexuellen Menschen Enthaltsamkeit und ein zölibatäres Leben zu empfehlen widerspricht ihrem Grundrecht auf Selbstbestimmung“, erklärte Sarah Ponti, Referentin beim LSVD. Geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung gehörten genauso zur Person wie religiöse Identität und Orientierung.

Ein Sprecher der FeG wies den Vorwurf der Diskriminierung zurück: „Jedem Menschen gilt Gottes Gnade in Jesus Christus, völlig unabhängig von persönlichen Merkmalen wie Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung oder sozialer Status.“ Seit Jahrtausenden sei das „biblische Leitbild der Ehe zwischen Mann und Frau auf Lebenszeit“ bekannt, aber allen, die von diesem Ideal abwichen, werde mit Liebe und Annahme begegnet.

Freikirchen sind nicht Mitglieder der Landeskirchen, die in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammengeschlossen sind. Sie erhalten keine Einnahmen aus Kirchensteuern und sind in Glaubensfragen unabhängig. Es gibt zahlreiche Verbände. Zu den FeG gehören 503 Gemeinden.

Mit ihrer Haltung sind die FeG konservativer als die Katholiken. Der Vatikan verurteilt Homosexualität zwar bis heute, einige deutsche Bischöfe segnen aber mittlerweile homosexuelle Paare. In der EKD ist Homosexualität seit Jahren als selbstverständlich akzeptiert.