Kommentar von Benjamin Probst über den KitKat-Besuch von Rammstein
: Kein Safe Space für Lindemann

Die Füße stillhalten konnte Rammstein noch nie. Auch jetzt, wo zahlreiche Frauen nicht mehr nur dem Frontsänger Till Lindemann, sondern auch dem Keyboarder Christian Flake Lorenz sexualisierte Gewalt vorwerfen, provoziert die Band weiter: Auf den Berliner Konzerten brüllt Lindemann statt wie üblich „alle haben Angst vorm Schwarzen Mann“, „alle haben Angst vor Lindemann“. Und weil die Aftershowparties im Olympiastadion von Innensenatorin Iris Spranger (CDU) verboten wurden, geht er mit seinen Kollegen halt in aller Öffentlichkeit in den sex-positiven Technoclub KitKat.

Damit ist endgültig klar: Lindemann und Flake sind die Missbrauchsvorwürfe egal. Das ist angesichts des Verhaltens der Band seit Bekanntwerden der Vorwürfe wenig überraschend. Doch es bleibt noch ein weiteres ungutes Gefühl: Wie sicher können sich KitKat-Besucher*innen vor übergriffigen Männern fühlen?

Eigentlich ist die Location mit ihrer strengen Türpolitik, bei der auch die Handykameras der Gäste abgeklebt werden, darauf aus, Freiräume zu schaffen. Die Freiheit, die das KitKat als vermeintlicher Safe Space immer garantieren wollte, ist jetzt aber dahin. Wer fühlt sich schon frei in einem Club, in dem ein mutmaßlicher Sexualstraftäter unbehelligt neben einem abgeht? Dabei ist egal, ob die Türsteher die Rammstein-Gang nun absichtlich oder wegen Überforderung reingelassen haben, ein gut geschultes Team sieht anders aus. Offenbar ist der Schuppen in Sachen Awareness schlecht aufgestellt – für einen Freiraum für Sex ist das verheerend.

Neben dem Schaden, den der Club sich damit selbst zugefügt hat, ist er auch zur Stütze des Systems „Lindemann“ geworden. Wieder einmal stehen dem Rammstein-Macho alle Türen offen – auch der Eingang zum KitKat. Die Konsequenzen ihres Handelns wurden der Band wieder einmal nicht aufgezeigt.

Foto: privat

Benjamin Probst

war noch nie im KitKat und kommt jetzt wohl auch nicht mehr rein.

Was bleibt, ist die Frage: Können im KitKat auch andere mutmaßliche Sexualtäter einfach ein und aus gehen? Lust auf einen Besuch macht das nicht.

richtigstellung
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Die taz berichtete in ihrer Ausgabe vom 20. Juli 2023 auf Seite 22 unter der Überschrift „Kein Safe Space für Lindemann“, dass Till Lindemann mit seinen Kollegen in den KitKat Club gegangen sei. Das stimmt nicht. Till Lindemann war von Sonntag auf Montag, 16. auf 17. Juli 2023, ohne seine Kollegen im KitKat. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. Die Redaktion