Das wirklich heiße Ende kommt erst noch

Der Dienstag war der weltweit wärmste Tag seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen

Von Ann-Kathrin Leclère

Wieder einmal wurden wettertechnisch Extreme erreicht. Und das gleich an zwei Tagen hintereinander: Am 3. Juli hatte die US-amerikanische Ozeanografie- und Wetterbehörde NOAA bereits 17,1 Grad Celsius als weltweite Durchschnittstemperatur gemessen, mehr als jemals seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Nur einen Tag später kamen US-Wissenschaftler*innen laut der Plattform „Climate Reanalyzer“ in ihren vorläufigen Daten dann auf einen neuen Höchstwert: Mit einer durchschnittlichen globalen Temperatur von 17,8 Grad Celsius war der 4. Juli schon der nächste „heißeste Tag“. Zuvor hatte die höchste gemessene Durchschnittstemperatur bei 16,92 Grad gelegen – das war im Juli 2016.

„Ein Todesurteil für Menschen und Ökosysteme“ nannte die Klimatologin Friederike Otto vom Imperial College London im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur die Hitzewerte.

Der Klimaforscher Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum in Kiel weist allerdings darauf hin, dass die Zahlen noch nicht von anderen Behörden bestätigt wurden. Er rät zum Abwarten. „Climate Reanalyzer“ verwende neben Echtzeitdaten auch Modellberechnungen. Deshalb komme es vor, dass andere Berechnungen – zum Beispiel die des Europäischen Wetterdienstes Kopernikus – nicht mit den gemeldeten Zahlen übereinstimmen. Für eine Einschätzung, ob die Zahlen angepasst werden müssen, sei es noch zu früh.

Doch selbst wenn die Werte bestätigt werden, könnten sie in den kommenden Wochen wieder überschritten werden. Wenn der Hochsommer auf der Nordhalbkugel beginnt, ist die globale Durchschnittstemperatur meist höher als im Rest des Jahres – weltweit schwankt die Durchschnittstemperatur im Jahresverlauf zwischen 12 und 17 Grad. Zwischen 1979 und 2000 lag sie bei 16,2 Grad.

Die jüngsten Nachrichten passen zu einer Vielzahl von Meldungen über Extremtemperaturen, die zuletzt weltweit gemessen wurden: 2022 war das zweitwärmste Jahr in Europa – der Sommer sogar der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Großbritannien verzeichnete 2023 den heißesten jemals gemessenen Juni, in Asien wurden mehrere Temperaturrekorde gebrochen, und auch in Mexiko gab es eine starke Hitzewelle, Nordafrika verzeichnete Temperaturen nahe 50 Grad.

Die weltweite Rekordhitze in dieser Woche könnte so nur ein Vorgeschmack sein. Vor allem, da das Wetterphänomen El Niño und der menschengemachte Klimawandel weltweit die Temperaturen parallel steigen lassen könnten.

El Niño tritt durchschnittlich alle vier Jahre auf und erhitzt die Erde zusätzlich. Erste Anzeichen sind sehr hohe Temperaturen der Wasseroberfläche im Pazifik. Die messen Ex­per­t*in­nen seit einigen Monaten in der Region, zudem haben sie eine Drehung der Passatwinde festgestellt. Das sind deutliche Anzeichen für das Wetterphänomen, wie die Weltwetterorganisation WMO am Dienstag mitteilte.

„Ein Todesurteil für Menschen und Ökosysteme“

Friederike Otto, Klimaforscherin

Deshalb überraschen die hohen Temperaturen Latif auch nicht. Eine Erwärmung der Weltmeere habe natürlich Einfluss auf die Lufttemperaturen. Wie viele andere For­sche­r*in­nen schätzt er, dass solche Meldungen häufen werden – und mit drastischen Folgen für das Klima und die Gesundheit.

Welche Auswirkungen die Durchschnittstemperatur auf einzelne Regionen habe, sei aber nicht abzusehen, sagt Latif. Auch hier müsse man abwarten, ob sich das Jahr zu einem El-Niño-Jahr entwickelt. Und das wird noch etwas dauern: Der Name leite sich nicht ohne Grund von „El niño de navidad“ – dem Weihnachtskind Jesus – ab. Das Wetterphänomen trete meist Ende Dezember auf und wird von Dürren, Überschwemmungen und anderen Folgen begleitet.

Auch wenn man mit der Einordnung der globalen Durchschnittstemperatur vorsichtig sein müsse, rechnet der Forscher aber damit, das „spätestens 2024 ein Rekordjahr bei der globalen Temperatur“ wird. Das letzte Rekordjahr war 2016 – das war ebenfalls ein El-Niño-Jahr.