Rudolf Balmer zur UN-Konferenz zum Plastikmüll
: Mächtige Gegner für die Umwelt

Ist noch nicht ganz gescheitert ein halber Erfolg? Das fragte man sich am Ende der Pariser Plastik-Konferenz. Die Rede war schließlich von einem „kleinen Sieg“, weil zum Abschluss der Konferenz das Sekretariat beauftragt wurde, einen ersten Entwurf für ein international verbindliches Abkommen auszuarbeiten. Doch wie soll das funktionieren angesichts der diametral entgegengesetzten Positionen bezüglich eines schrittweisen Ausstiegs aus dem Plastik?

Nach dem wenig erbaulichen Beginn der Diskussionen in der Unesco hatten viele Delegationen und besorgte Beobachter schon Sorge vor einem vorzeitigen Abbruch der Verhandlungen. Das nämlich war das Ziel der Industrie­lobby, die ihrerseits bei den wirtschaftlich stärksten Staaten auf willfährige Interessenvertretung zählen konnten.

Auf dem Pariser Gipfel fielen die Masken: Die Staaten, die die Verschmutzung der Ozeane nicht kümmert, haben sich geoutet: USA, China, Saudi-Arabien, Brasilien, Russland. Wer den Planeten vor Plastikmüll retten will, hat es mit mächtigen Gegnern zu tun.

Da kann nur die mit Dringlichkeit und dem Ausmaß des bestehenden und noch wachsenden Desasters der Plastik­rückstände argumentiert werden. Der französische Umweltminister Olivier Béchu fasste es auf diese eindrückliche Weise zusammen: „Wenn wir nichts unternehmen, gibt es bis 2060 mehr Plastik im Meer als Fische!“ Und vielleicht sogar schon vorher, denn noch steigt von Jahr zu Jahr die Produktion der aus Erdöl hergestellten Güter – in der Mehrheit Wegwerfartikel für den einmaligen Gebrauch! Wer kann so etwas wollen?

Eine Ländergruppe, zu der namentlich die EU-Mitglieder gehören, fordert darum den Verzicht auf Plastikverpackungen bis 2040. „High ambition“ lautet die Selbstbezeichnung dieser Gruppe, dabei ist ihre Hauptstoßrichtung moderat. Die Debatte über das globale Plastikproblem erinnert so an die Klimakonferenzen, bei denen bescheidene Zielsetzungen vereinbart werden, doch selbst an diese hält sich danach noch kaum jemand, wenn der öffentliche Druck auf die Staaten nicht ausreicht.

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