piwik no script img

Schäden durch Luxusbau in FriedrichshainDa wackeln und wanken die Wände

Eine Großbaustelle am Berliner Markgrafendamm beschädigt umliegende Wohnungen. Dagegen regt sich Protest der Mieter*innen. Am Samstag wird demonstriert.

Wo gebaggert wird, fallen die Wände (Symbolbild) Foto: dpa

Berlin taz | Die Mie­te­r*in­nen der Häuser Markgrafendamm 6 und 10 im Friedrichshainer Laskerkiez sind in großer Sorge um ihre Wohnungen. Seit Monaten wachsen die Risse an Innen- und Außenwänden. Türen und Fenster haben sich verzogen und können teilweise nur noch schwer geöffnet werden. Einige Balkone sind gesperrt.

Der Grund ist eine Großbaustelle auf dem Nachbargrundstück. Durch die intensiven Tiefbauarbeiten sind die beiden Nachbarhäuser abgesunken. Auf dem Areal des Markgrafendamm 7 bis 10 baut der Investor International Campus GmbH, dem auch ein Teil des RAW-Geländes an der Revaler Straße gehört, das ebenfalls umgebaut werden soll.

Am Markgrafendamm sollen Studierendenappartements entstehen, die unter dem Markennamen „The Fizz“ bekannt sind. Als „führender Entwickler und Betreiber von Konzepten für studentisches und urbanes Wohnen in Europa“ wirbt das Unternehmen auf seiner Homepage für das Projekt.

Elke Winter, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, hat als betroffene Anwohnerin dafür nur ein müdes Lächeln übrig. „Immer wenn die Baumaschinen da drüben angeschmissen werden, frage ich mich, ob die Wände noch standhalten“, sagt sie der taz.

„Es darf nicht passieren, dass die Be­woh­ne­r*in­nen ihr Zuhause verlieren, nur weil ein Investor nebenan ein neues Haus baut“, sagt Julian Schwarze, der für die Grünen im Abgeordnetenhaus sitzt. Schwarze fordert, dass vor der Genehmigung solcher Großbauten mögliche Bauschäden mit berücksichtigt werden müssen. Mittlerweile hat die Bauaufsicht strengere Auflagen auf der Großbaustelle am Markgrafendamm erlassen.

Demo am Samstag

Die Mie­te­r*in­nen haben sich an die Stadtteilinitiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ gewandt, die seit zwei Jahren gegen Gentrifizierung und Verdrängung in dem Stadtteil kämpft. Am kommenden Samstag den 3. Juni soll ab 14 Uhr vor der Baustelle eine Kundgebung unter dem Motto „Euer Neubau ist unser Albtraum“ stattfinden.

Das Nobelprojekt The Fizz steht nicht nur wegen der Bauschäden in der Kritik. „Die möblierten Studierendenappartements werden zu einem Pauschalpreis vermietet, die Mietpreisbremse wird umgangen und der Mietspiegel im Kiez in die Höhe getrieben“, moniert ein Mitglied der Stadtteilinitiative Wem gehört der Laskerkiez?

Für Ärger sorgt zudem, dass die Kundgebung in eine Seitenstraße verlegt werden soll, damit der Verkehr weiter fließen kann. „Seit Monaten ist eine Fahrspur des Markgrafendamms für die Großbaustelle gesperrt und der Mie­te­r*in­nen­pro­test soll an die Seite gedrängt werden“, kritisiert der Aktivist. Er rechnet mit viel Unterstützung für den Protest auch aus der Nachbarschaft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • "Die möblierten Studierendenappartements werden zu einem Pauschalpreis vermietet, die Mietpreisbremse wird umgangen und der Mietspiegel im Kiez in die Höhe getrieben“

    Der Mietspiegel wird hiervon gerade nicht tangiert. Diese sind bei der Berechnung ausgenommen.