: Schlagabtausch im BMBF
Wie lassen sich Kettenverträge an Unis vermeiden? Das ist umstritten
Von Ralf Pauli
Die Karrierewege für junge Wissenschaftler:innen müssen planbarer und verbindlicher werden. In diesem Punkt waren sich die 13 Diskutant:innen einig, die am Donnerstag der Einladung von Staatssekretär Jens Brandenburg ins Bundesbildungsministerium (BMBF) gefolgt sind, um über die geplante Reform des WissZeitVG zu sprechen – also jenes Gesetz, das die Befristungspraxis an Hochschulen regelt.
Einig waren sich die Vertreter:innen aus der Hochschul- und Wissenschaftscommunity auch noch in der Analyse, dass die Ziele nicht erreicht werden, wenn man nur das WissZeitVG ändert. Um die prekären Arbeitsbedingungen an Unis zu verbessern, brauche es mehr Dauerstellen und alternative Karrierewege zur Professur. Wer aber wann eine Dauerstelle erhalten soll, da gingen die Meinungen auseinander.
Amrei Bahr von der Initiative #ichbinHanna forderte eine Anschlusszusage für alle, die sich in der Postdoc-Phase befinden, also ihre Promotion in der Tasche haben. Dies sei kein Risiko für die Unis, wenn dabei Ziel- und Leistungsvereinbarungen getroffen würden, „die für beide Seiten transparent sind“. Ähnliche Forderungen stellten Mathias Kuhnt vom Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft und Andreas Keller von der GEW auf. Nach spätestens 1,2 Jahren, so Keller, müsse von Seiten der Uni eine Ansage an den/die Postdoc kommen.
Die Arbeitgeberseite hält dies für schwierig. „Gegen eine Entfristungsoption bei Zielerreichung habe ich nichts“, sagte Anja Steinbeck von der Hochschulrektorenkonferenz. Allerdings könnten nicht alle Postdoc-Stellen entfristet werden, sonst „hat die neue Generation keinen Platz“. An ihrer Uni Düsseldorf seien aktuell 39 Prozent der Stellen entfristet, da „kann man hochgehen auf 50,60 Prozent, aber nicht auf 100“. Ähnlich äußerte sich Yvonne Dorf vom Deutschen Hochschulverband. Beide brachten ins Spiel, mehr Juniorprofessuren mit Aussicht auf Entfristung (Tenure-Track) einzurichten.
Auch Wolfgang Wick vom Wissenschaftsrat sieht darin ein probates Mittel. Allerdings hätte sich dieses Modell nicht entwickelt wie erhofft. 1.000 solcher Stellen bezahlt der Bund bis 2032. Wick empfahl, besser das „Missverhältnis“ von Grund- und Drittmittelförderung anzugehen. Aktuell stammt jeder siebte Euro, den die Unis ausgeben, aus Drittmitteln. Mitarbeitende solcher Projekte leiden besonders unter Kettenverträgen. Steffen Mau von der Initiative „ProfsfürHanna“ forderte, dass Bund und Länder den Unis eine Entfristungsquote vorgeben müssten, sonst drohe „Enttäuschung.“
Staatssekretär Brandenburg bedankte sich für den „Input“, der nun in den Referentenentwurf einfließen soll. Die zuletzt vom BMBF vorgestellten Eckpunkte waren auf massive Kritik gestoßen – vor allem die Begrenzung der Höchstbefristungsdauer bei Postdocs von 6 auf 3 Jahre. Die dürfte nach der Aussprache vom Tisch sein.
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