Fledermäuse vom Aussterben bedroht: Weniger Platz für Vampire in Berlin
Durch energetische Sanierungen werden auch die Nischen weniger, in denen Fledermäuse sich niederlassen. Nistkästen wie am Noack-Turm sind eine Lösung.
Wo sollen nur die Vampire schlafen? In Berlin, der Stadt der Nachtschwärmer, gibt es tatsächlich immer weniger Orte, wo Fledermäuse nisten und wohnen können. Denn wenn viele Gebäude in der Stadt saniert werden, können Flattertiere wie das große Mausohr und die Zwergfledermaus deren Strukturen nicht mehr für sich nutzen.
Denn auch wenn man sie an lauen Frühlingsabenden oft durch den Hinterhof flitzen sieht: Fledermäuse sind vom Aussterben bedroht. Über die letzten Jahre hinweg hat sich ihr Bestand in der Hauptstadt stark verringert, wie der Naturschutzbund Berlin berichtet.
Etwa weil wegen der Insektizide die Insekten verschwinden, von denen sie sich ernähren. Außerdem geht ihr natürlicher Lebensraum nach und nach verloren. Denn sie leben gerne dort, wo es kühl und nicht zu zugig ist, in Höhlen, Spalten und Dachböden.
Zumindest die 18 in Berlin ansässigen Arten haben sich daran angepasst, in menschengemachten Bauwerken zu leben. Doch diese werden gerade oft energetisch saniert: Dächer neu gedeckt, Außenwände gedämmt – was wichtig für die Umwelt ist, aber den Tieren den Lebensraum nimmt.
Nistkästen als Ort, um Winterschlaf zu halten
Ein Beispiel, wie es anders gehen könnte, ist der Wasserturm in Mariendorf. Der Turm in der Britzer Pfuhlrinne bietet Arten wie der Breitflügelfledermaus die Gelegenheit, sich niederzulassen. Wie der Bezirk nun mitteilte, haben das Naturschutzamt Tempelhof-Schöneberg und die Stadtnatur-Ranger der Stiftung Naturschutz Berlin in dem Wasserturm ein Ganzjahresquartier für Fledermäuse eingerichtet.
Demnach haben sie Nistkästen angebracht, in denen die Fledermäuse tagsüber schlafen oder überwintern können, auch Brutvögel sind willkommen. Mit der Zeit will der Bezirk überprüfen, ob die Tiere die Unterschlupfmöglichkeiten gut annehmen.
Den Wasserturm – auch Noack-Turm genannt – nutzt ein Pfadfinderstamm öfter als Quartier. Pfadfinder:innen und Fledermäuse kommen demnach gut miteinander aus: Das dort nun auch die Nistkästen hängen, ist laut dem Umwelt- und Naturschutzamt abgestimmt. An weiteren bezirkseigenen Gebäuden wollen die Menschen vom Amt erstmal keine Nistkästen aufhängen.
Positive Sanierungsbeispiele
Privatpersonen können Fledermäusen in ihrem Garten Unterschlupf bieten, indem sie Kästen wie die am Noack-Turm aufhängen. Oder bei Neubau und Sanierung darauf achten, dass Tiere und Natur nicht komplett aus der Umgebung vertrieben werden: Wie das funktionieren kann, daran versucht sich die Ausbildungswerkstatt im Revier Blankenfelde des Forstamts Pankow.
Das ökologisch und nachhaltig errichtete Gebäude wurde am Sonntag eröffnet, dort lernen Azubis der Forstwirtschaft in Berlin. Die Holzfassade des Gebäudes haben die Architekt:innen direkt so geplant, dass sich dort örtliche Pflanzen und Tiere ansiedeln können, sie ist aus ökologischen Bau- und Dämmstoffen. Vielleicht kehren die Fledermäuse so nach und nach zurück.
Leser*innenkommentare
Axel Donning
Jetzt versuchen wir Fledermausschützer seit mindestens 20 Jahren mittels engagierter Öffentlichkeitsarbeit der Bevölkerung klarzumachen, dass unsere heimischen Fledermäuse keine Vampire sind, und da erscheint dieser komische Titel in der Taz. Ich bin ja froh über fast alles, was über Fledermäuse und deren durch Menschen verursachte Probleme erscheint, aber etwas mehr an der Sprache dazu arbeiten, vielleicht sogar mal einen Biologen fragen; das wäre mal was.