: Neubauziel verfehlt
Die Zahl der Neubauten wird bis 2024 weiter sinken, prognostizieren Immobilienweise. Bundesbauministerin Geywitz will gegensteuern
Die sogenannten Immobilienweisen rechnen auch für 2024 mit einem weiteren Rückgang beim Wohnungsneubau. In ihrem am Dienstag vorgelegten Frühjahrsgutachten für den Zentralen Immobilienausschuss (ZIA) verweisen die Experten auf anziehende Finanzierungskosten durch gestiegene Zinsen und hohe Preiszuwächse bei Baustoffen. „Die kostensteigernden Herausforderungen des Wohnungsbaus werden sich vorrangig ab 2024 durch rückläufige Genehmigungs- und Neubauzahlen ausdrücken“, heißt es im Gutachten der Wirtschafts- und Immobilienexperten. Neben Privatpersonen zögen sich zunehmend auch Projektentwickler aus dem Neubau zurück.
„Da brennt die Hütte“, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner zum Wohnungsbau. „Die Mietpreisbremse muss weg, sonst kann man nichts mehr mit Perspektive bauen.“ Das Wohnungsdefizit dürfte den Experten zufolge den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht haben.
Nötig seien beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren, Baulandausweisung, Nachverdichtung und bundeseinheitliche Bauvorschriften, die serielles Bauen förderten. Mattner warnte, die Neubaulücke könnte sich in den nächsten Jahren auf 700.000 ausweiten.
Die Bauwirtschaft hatte im vorigen Jahr bereits gewarnt, es drohe ein dramatischer Rückgang im Wohnungsbau. 2022 seien etwa 280.000 Wohnungen fertiggestellt worden, während es im laufenden Jahr vielleicht noch etwa 245.000 würden.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte im Januar eingeräumt, dass das Neubauziel der Ampelkoalition von 400.000 Wohnungen jährlich 2022 und auch 2023 verfehlt werde. Sie sagte nun bei der Vorlage des Gutachtens, dass sich die Stimmung am Bau verschlechtert habe: durch die höheren Zinsen, steigenden Baupreise und den wachsenden Bedarf an Wohnungen.
Es gehe jetzt darum, Kapazitäten am Bau auszuweiten und für mehr Rendite beim Wohnungsbau zu sorgen, sagte Geywitz. Man müsse die Digitalisierung anschieben und die Produktivität am Bau steigern. Dies könne etwa durch serielles Bauen gelingen. Geywitz sprach sich trotz der schwierigen Lage dagegen aus, Ökostandards und Klimaschutzauflagen auszusetzen. (rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen