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Lambrecht weiter unter Druck

Viel Kritik und nur wenig Rücken­deckung nach skurrilem Video

Nach ihrer umstrittenen Videobotschaft zum Jahreswechsel steht Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) weiter in der Kritik. Unionsfraktionsvize Johann Wadephul sagte am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“, Lambrecht sei nicht weiter haltbar. Sie habe keinen Rückhalt mehr und sei „falsch am Platze“. Die Ministerin verstehe nicht, dass sie in so einem Video nicht als Privatperson auftrete, sondern als Vertreterin eines zentralen Ressorts der Bundesregierung. Sie denke nicht zuerst an die Soldaten, sondern an sich selbst und finde keinen Zugang zum Amt. Der CDU-Verteidigungsexperte lenkte den Blick auf „zahlreiche“ Politiker in der SPD wie Parteichef Lars Klingbeil und die Wehrbeauftragte Eva Högl, die das Amt „sicherlich besser“ ausfüllen könnten.

Lambrecht hatte mit einem Video Kritik, Spott und Häme ausgelöst. Der Clip im Internetdienst Instagram zeigt Lambrecht am Silvesterabend auf einer Berliner Straße. Ihr Dank und ihre Wünsche an die Soldatinnen und Soldaten sind allerdings kaum zu verstehen, weil sie von Böllerlärm übertönt werden. In der Aufnahme sagt die Ministerin dann: „Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte – viele, viele Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen.“

Unterdessen erhält Lambrecht kaum Rückendeckung aus der eigenen Partei oder von den Koalitionspartnern. Zu ihren wenigen Unterstützern zählt etwa Ralf Stegner. Der SPD-Abgeordnete sagte im Deutschlandfunk, Lambrecht mangele es nicht an Einfühlungsvermögen oder Kompetenz. Die Kritik am Neujahrsvideo sei übertrieben und solle von 16 Jahren „bescheidener“ Unionspolitik im Verteidigungsressort ablenken. Gleichwohl räumte Stegner, der wie Lambrecht dem linken SPD-Flügel angehört, ein: Professionell war das Video nicht. (afp, taz)

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