Artenschutzgipfel in Kanada: Deutsche Delegation optimistisch

In Montreal verhandeln jetzt die Po­li­ti­ke­r:in­nen der Mitgliedstaaten der Konvention über Biologische Vielfalt. Montag soll das Abkommen stehen.

Bäume vor einem See im Nebel

Sollte geschützt werden: Der Lebensraum Moor ist artenreich und eine Senke für CO2

MONTREAL dpa | Die Verhandlungen beim Weltnaturgipfel in Kanada gehen auf die Zielgerade. Ein Großteil der Teilnehmerstaaten ist bei dem Treffen in Montreal, das bis Montag dauern soll, nun auf Ministerebene vertreten. Aus Deutschland reiste Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) an. In den Texten für ein mögliches Abkommen sind viele Punkte noch als ungeklärt eingeklammert. Aus der deutschen Delegation hieß es aber: „Wir sind optimistisch, dass die Weltgemeinschaft sich in Montreal einigen wird, den Trend des Verlustes an biologischer Vielfalt aufzuhalten und umzukehren.“

Am Donnerstag hatte Chinas Präsident Xi Jinpin sich mit einer Videobotschaft an die Teilnehmer gewandt und betont, sie müssten „einen globalen Konsens über den Schutz der biologischen Vielfalt erzielen, gemeinsam auf den Abschluss des Globalen Rahmens für die biologische Vielfalt nach 2020 hinarbeiten und Ziele und Wege für den globalen Schutz der biologischen Vielfalt festlegen.“

Xi war neben dem Kanadischen Premierminister Justin Trudeau das einzige Staatsoberhaupt, das auf dem Gipfel gesprochen hat. „Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um ein neues Kapitel beim Aufbau einer Gemeinschaft allen Lebens auf der Erde aufzuschlagen und eine strahlende Zukunft der harmonischen Koexistenz zwischen Mensch und Natur zu schaffen“, sagt Xi.

Von dem Gipfel erhoffen sich Organisatoren, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen ein globales Abkommen für den Artenschutz – ähnlich dem Pariser Klimaschutz-Abkommen. Eines der Hauptziele ist, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Es gibt jedoch Zweifel, ob ein solches Abkommen gelingt – vor allem wegen Differenzen bei der Finanzierung. Aus Protest verließ eine Gruppe von Entwicklungs- und Schwellenländern, angeführt von Brasilien, die Verhandlungen zeitweise sogar. Brasilien sieht sich, wie auch China, in den Verhandlungen als Entwicklungsland.

„Noch ist nichts verloren“

Beobachter beschreiben die Verhandlungen als „zäh“ und, trotz der zweijährigen Vorbereitungszeit, als schlecht vorbereitet. In wesentlichen Punkten hätten die bisherigen Verhandlungen der Fachebene sogar neue Fragen und Probleme aufgeworfen, statt sie zu lösen, hieß es. „Wir schauen mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen“, sagte Jörg-Andreas Krüger, Präsident des Naturschutzbundes Deutschland.

„In den bisherigen Verhandlungen wurde das anfängliche Ambitionsniveau für den globalen Schutz und Erhalt der Biodiversität Stück für Stück abgesenkt. Der Erfolg der Weltnaturkonferenz wird dadurch in Frage gestellt.“ Die Minister müssten der Konferenz nun „neuen Schwung verpassen“, forderte Krüger. Bislang fehle der politische Wille, sagte auch Florian Titze vom WWF – aber: „Noch ist nichts verloren.“

UN-Generalsekretär António Guterres hatte zum Start zu einem „Friedensschluss mit der Natur“ aufgerufen. Ursprünglich hätte der 15. Weltnaturgipfel – der auch unter dem Kürzel COP15 läuft – 2020 in China stattfinden sollen. Er wurde dann aber wegen der Corona-Pandemie verschoben und aufgeteilt. Ein erster Verhandlungsteil fand im Oktober hauptsächlich online im chinesischen Kunming statt, nun gefolgt von dem Treffen in Montreal. Die Mi­nis­te­r:in­nen verhandeln nun bis zum 19. Dezember ein neues Abkommen.

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