: Agro und Photo auf dem Acker
Im Wendland wird probeweise ein Acker sowohl zur Stromerzeugung als auch zur Pflanzenproduktion genutzt
Sonnenenergie von oben, massenhaft Schnittlauch am Boden: Eine ein Hektar große Agro-Photovoltaik-Anlage im Wendland soll den doppelten Ertrag abwerfen. Seit September wird über die Glas-Paneele auf sechs Meter hohen Stelzen in dem Pilotprojekt Energie gewonnen, seit Oktober gedeihen die Pflanzen. „Sie haben gut gekeimt, wir ernten im nächsten Juli“, berichtet Robert Lettenbichler, Geschäftsführer der Kräuterfirma Steinicke. Schnittlauch wurde ausgewählt, weil die Zwiebelpflanze zu den Halbschattengewächsen zählt. Die Dauerkultur mag den feuchten Herbst, auch Frost kann ihr nichts anhaben.
Wegen monatelanger Lieferschwierigkeiten von Stahl in der Coronapandemie hatte sich der Aufbau der 30 Solarständer auf einem Feld bei Lüchow lange verzögert. Zudem ließ die Genehmigung durch die Bundesnetzagentur auf sich warten. „Die Bürokratie ist unvorstellbar“, klagt Lettenbichler. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und soll eines Tages um ein Vielfaches vergrößert werden.
Die Pilotanlage soll mehr als 700.000 Kilowattstunden im Jahr produzieren. Die Kosten beliefen sich auf 1,3 Millionen Euro, 400.000 Euro davon kamen als Anschubfinanzierung vom Bundesumweltministerium. Die Firma wurde im Zuge des Umweltinnovationsprogramms ausgewählt. Danach soll der Betrieb komplett ohne weitere Förderung auskommen.
Unter dem Vorbehalt, dass es funktioniert, ist eines Tages eine Erweiterung auf zehn Hektar geplant. „Der Plan wird gerade konkretisiert“, erklärt Lettenbichler. Wie günstig der eigene Strom produziert werden kann, wie er gespeichert oder in Wasserstoff umgewandelt werden kann, sind die aktuellen Fragen. Derzeit braucht der Betrieb 488 Kilowattstunden pro Stunde zur Verarbeitung von Karotten, Lauch und Spargel zu luftgetrockneter Ware. Der Energie-Überschuss wird dann verkauft. Steinicke beschäftigt rund 120 Mitarbeiter und will bis 2030 klimaneutral sein.(dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen