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In Kiel zukünftig erlaubtOben-ohne-Baden für alle

Der Stadtrat hat die Badeordnung für die kommunalen Bäder so geändert, dass künftig nur noch primäre Geschlechtsmerkmale bedeckt sein müssen.

In Kieler Schwimmbädern bald nicht mehr notwendig: Die volle Bandbreite der Badebekleidung Foto: Markus Scholz/dpa

Hamburg taz | Es war die Sommerdiskussion schlechthin: Baden oben ohne. Die Stadt Kiel ändert nun ihre Badeordnung und erlaubt in ihren Bädern künftig das Schwimmen oben ohne – unabhängig vom Geschlecht. Einen entsprechenden Antrag hat der Rat der Stadt mit breiter Mehrheit angenommen.

Lediglich eine Hose ist laut der neuen Badeordnung noch Pflicht – ansonsten können alle Menschen die Badekleidung tragen, die sie möchten. „Bislang mussten weiblich gelesene Menschen beim Baden ihre Brüste bedecken, männlich gelesene hingegen nicht“, sagt Ratsfrau Svenja Bierwirth von der Fraktion Die Politiker*innen. „Insbesondere für Frauen und trans* Menschen ist das ein wichtiger Schritt für die persönliche Freiheit und gegen Sexualisierung.“ Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ove Schröter und der Ratsfrau Margot Hein von der Fraktion Die Linke hatte sie den Antrag eingebracht.

Der Vorstoß aus Göttingen, wo das Schwimmen oben ohne an Wochenenden für alle erlaubt ist, sei Anlass gewesen, sich die Kieler Badeordnung einmal genauer anzusehen. Dort störten sie sich insbesondere an der Formulierung, die „übliche Badebekleidung“ vorschreibt. Dies sei unpräzise und diskriminierend, sagt Bierwirth. Es setze voraus, was gesellschaftlich üblich sei: Bikinis oder Badeanzüge für weiblich gelesene Menschen, Badehosen für männlich gelesene.

Statt der „üblichen Badekleidung“, soll es nun „geeignete“ Kleidung sein, die „mindestens die primären Geschlechtsmerkmale“ bedeckt. Die Brust gilt als sekundäres Geschlechtsmerkmal und muss deshalb fortan nicht mehr bedeckt sein.

Sensibilisierung des Bäderpersonals geplant

Es sei klar, dass der Beschluss zur Änderung der Badeordnung nicht die gesellschaftlichen Realitäten ändere, sagt Bierwirth. „Darum ist es wichtig, dass das Bäderpersonal noch einmal sensibilisiert und geschult wird, etwaig vorkommende sexuelle Belästigung oder andere Konflikte zwischen Badegästen zu verhindern.“ Eine entsprechende Passage ist im angenommenen Antrag enthalten.

Mit der Zustimmung der Ratsfraktionen von SPD, Grünen, FDP, Südschleswigschem Wählerverband (SSW), Klima, Verkehr und Meer (KVM), Linken und den Po­li­ti­ke­r*in­nen wurde der Antrag am Donnerstag angenommen. Die Debatte habe ausschließlich aus positiven Reden bestanden, sagt Bierwirth. Die Fraktionen von CDU und AfD stimmten zwar gegen den Antrag, äußerten sich in der Debatte jedoch nicht.

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