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Rückgabe von Kunstobjekten an NigeriaSchloss damit!

Kommentar von Susanne Messmer

Deutschland hat sich per Vertrag zur Rückgabe kolonialer Raubkunst an Nigeria verpflichtet. Auch Berlins Prestigemuseum Humboldt Forum bewegt sich.

„Die Leute werden uns die Bude einrennen“: Detailaufnahme einer sogenannten Benin-Bronze Foto: Thomas Trutschel/imago

D er Satz ist fast schon legendär. Er fiel, als das umstrittene Berliner Humboldt Forum im rekonstruierten Stadtschloss im Dezember 2020 eröffnet wurde. Damals sagte der Generalintendant Hartmut Dorgerloh zur Journalistenfrage nach Nigerias Ansprüchen auf die so berühmten wie kostbaren Benin-Bronzen, die im Humboldt Forum zu sehen sein sollten – gar nichts. Nur so viel: „Die Leute werden uns die Bude einrennen.“ Will heißen: Wir denken gar nicht daran, uns von spektakulären Ausstellungsobjekten zu trennen. Selbst wenn es sich dabei um koloniales Raubgut handelt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ist es kaum zu fassen, dass dieser unverschämte Satz erst vor anderthalb Jahren gefallen sein soll.

Am Freitag haben Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Außenministerin Annalena Baerbock mit ihren nigerianischen Amtskollegen, dem Kulturminister Lai Mohammed und dem Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten, Zubairo Dada, eine Absichtserklärung unterzeichnet, die den Weg für die Eigentumsübertragungen der Benin-Bronzen in Berlin wie in ganz Deutschland frei macht. Noch ist unklar, wie viele der mehr als 1.130 Benin-Bronzen, die in rund 20 deutschen Museen ausgestellt werden, zurückgehen. Aber es ist zu hoffen, dass nur wenige der Kunstobjekte in Deutschland bleiben werden. Denn die Skulpturen, Tafeln und Reliefs aus dem 16. bis 18. Jahrhundert befinden sich nur deshalb hier, weil britische Truppen 1897 in das damalige Königreich Benin auf dem Staatsgebiet des heutigen Nigeria einmarschiert sind, die Stadt Benin niederbrannten und Schreine und Paläste plünderten.

Mit der Rückgabe dieser Bronzen kommt der deutsche Museumsdiskurs – und mit ihm die Aufarbeitung des Kolonialismus hierzulande – endlich dem Punkt näher, an dem er sein sollte und an dem er in anderen Ländern wie Frankreich schon eher ist. Zu verdanken ist die Bewegung in der ewig vor sich hin schwelenden Restitutionsfrage vor allem der französischen Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die Präsident Emmanuel Macron bei seinen öffentlichkeitswirksamen Rückgaben von Raubkunst beraten hat. In ihren Büchern nimmt Savoy überaus anschaulich die schäbige Blockadehaltung der deutschen Museen auseinander. Schon ihr Protest-Rücktritt aus dem wissenschaftlichen Beirat des Humboldt Forums 2017 machte deutlich: Mehr noch als andere deutsche Museen – das Stuttgarter Linden-Museum hat am Donnerstag angekündigt, einen Großteil der 64 Benin-Bronzen aus seiner Sammlung an Nigeria zurückzugeben – hat der stärkste Player im Humboldt Forum, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu lang auf stur gestellt. Damit dürfte jetzt Schluss sein.

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Redakteurin taz.Berlin
Jahrgang 1971, schrieb 1995 ihren ersten Kulturtext für die taz und arbeitet seit 2001 immer wieder als Redakteurin für die taz. Sie machte einen Dokumentarfilm („Beijing Bubbles“) und schrieb zwei Bücher über China („Peking" und "Chinageschichten“).
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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die Rückgabe ist ein lange fälliger Schritt.



    Ich hoffe, dass Annalena Baerbock auch die Steinigung der 3 homosexuellen Männer angesprochen hat.



    www.spiegel.de/aus...-9d61-c94f2c9baf6b

  • Die Rückgabe ist nicht nur notwendig, um altes Unrecht wenigstens ein klein wenig wieder gut zu machen. Sie hätte auch für Berlin den großen Vorteil, dass man den albernen Klotz in der Stadtmitte abreisen könnte. Dort wäre viel Platz für dringend benötigte Wohnungen.