Anhörung zum Sturm auf das US-Kapitol: Trump-Hetze ruiniert Leben

Ex-Präsident Trump hatte nach dem Sieg Joe Bidens Wahl­hel­fe­r*in­nen Betrug vorgeworfen. Eine Betroffene berichtete im Untersuchungsausschuss.

Wandera Moss und ihre Mutter Ruby Freemann im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021

Wandera Moss (l.) wurde zur Zielscheibe des Ex-Präsidenten Donald Trump Foto: Jonatha Ernest/reuters

NEW YORK taz | Als Wandrea „Shaye“ Moss am 3. November 2020 zur Arbeit ging, ahnte sie nicht, dass sie deswegen in den kommenden Wochen zur Zielscheibe des damals mächtigsten Manns im Land werden sollte. Doch der damalige US-Präsident Donald Trump höchstpersönlich sollte die Wahlhelferin als Wahlbetrügerin abstempeln und damit auch den Hass zahlloser seiner Fans auf sie ziehen.

„Das hat mein Leben auf den Kopf gestellt“, sagte Moss am Dienstagnachmittag (Ortszeit) im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. „Ich gebe meine Visitenkarte nicht mehr heraus. Ich leite keine Anrufe weiter. Ich will nicht, dass jemand meinen Namen kennt.“ Sie gehe auch kaum noch raus und habe etwa 25 Kilo zugenommen. „Ich tue einfach gar nichts mehr.“

Moss war eine der Zeug*innen, die in der vierten öffentlichen Anhörung des Ausschusses erzählte, welche Auswirkungen der Versuch Trumps auf sie hatte, das Wahlergebnis umzukehren. Im Jahr 2020 hatte der heutige US-Präsident Joe Biden die Wahl gewonnen – was Trump bis heute nicht akzeptieren will und als große Lüge bezeichnet.

Moss und ihre Mutter Ruby Freeman arbeiteten an diesem Tag als Wahl*­hel­fe­rin­nen in Fulton County im US-Bundesstaat Georgia, also einem der Staaten, die Biden gewinnen sollte. Trump und sein Anwalt Rudy Giuliani warfen Moss und Freeman damals unter anderem vor, die Wahlen manipuliert zu haben, indem sie Koffer voller falscher Stimmzettel für Biden eingespeist haben sollen.

Hassnachrichten und „sexualisierte Angriffe“

Der ehemalige US-Präsident und seine Gefolgsleute reagierten mit enormen Druck auf alle, die mit der Organisation der Wahlen zu tun hatten. Zum Beispiel auf den zuständigen Staatssekretär in Georgia, dem Republikaner Brad Raffensperger, von dem Trump in einem an die Medien durchgestochenen Telefonat gefordert hatte, für ihn „11.780 Stimmen“ zu finden. Trump-Anhänger hätten in der Folge nicht nur ihn mit Hassnachrichten attackiert, sondern auch seiner Frau Botschaften mit „sexualisierten Angriffen“ geschickt, sagte Raffensperger in der Anhörung. Es sei auch ins Haus seiner Schwiegertochter eingebrochen worden.

Moss’ Mutter Ruby Freeman musste damals ihr Zuhause verlassen. Das FBI habe sie vor dem 6. Januar angerufen und ihr aus Sicherheitsgründen dazu geraten, erklärte Freeman in einem Video, dass in der Anhörung ausgestrahlt wurde. Sie sagte: „Es gibt keinen Ort, an dem ich mich sicher fühle. Nirgendwo.“

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