Die Wochenvorschau für Berlin: Eine Weile ohne Penetration

Noch immer sprechen Viele von der Vagina, wenn sie die Vulva meinen. Eine Gynäkologin erhält einen Preis, es gibt Frauenfilme und Romanzen.

Hier hat jemand aufgepasst: Beim Christopher Street Day in Freiburg Foto: dpa

Dass die Vulva weit mehr ist als nur die Vagina: Das weiß eigentlich jede*r, die oder der auch nur einmal versucht hat, zu erfülltem Sex zu gelangen, an dem eine Frau beteiligt war. Umso erstaunlicher ist es, berichtet Mandy Mangler, dass sich in den gängigen Fachbüchern immer noch falsche oder sogar fehlende Darstellungen der Vulva finden, dass oft sogar das eigentlichen Sexualorgan der Frau fehlt, die Klitoris.

Die Chefgynäkologin an der Auguste-Viktoria-Klinik in Schöneberg empfiehlt Frauen, die keine Lust auf Sex haben, „Sexualität eine Weile ohne Penetration auszuleben, um herauszufinden, was man abseits davon so mag“. Auch jenseits dessen spricht Mangler bei jeder Gelegenheit offen über gynäkologische Themen und begegnet so der Diskrepanz zwischen der oft sexistischen Darstellung von Frauen und der verbreiteten Unwissenheit zu Fragen weiblicher Sexualität. Ein tolles Zeichen, dass sie am heutigen Montag den Berliner Frauenpreis verliehen bekommt.

Sexismus, Diskriminierung, Frausein: Es gibt in dieser Woche zahlreiche Gelegenheiten, sich mit diesen Themen zu befassen. So wird am Dienstag nicht nur das Jüdische Filmfestival Berlin/Brandenburg eröffnet, am Mittwoch geht es auch mit den Filmvorführungen unter freiem Himmel der Berlinale los, sodass Filmbegeisterte viele Filme nachholen können, für die sie während der eigentlichen Berlinale im Februar wegen der strengen Corona-Auflagen keine Tickets mehr bekamen.

Im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals sei in Sachen Frausein etwa auf die Hommage an Jeanine Meerapfel hingewiesen: Die 78-jährige Filmemacherin, die als deutsch-jüdische Emigrantentochter in Buenos Aires aufwuchs, leitet nunmehr seit 7 Jahren als erste Frau die Geschicke der 1696 gegründeten Akademie der Künste.

Verlassene Ehefrau am Stadtrand

Auf dem Filmfest sind mit „La Amiga“ unter anderem ein früher Spielfilm über die besten Freundinnen Maria und Raquel auf der Suche nach dem von der Militärjunta entführten Sohn Marias zu sehen – und außerdem das aktuellste Werk Meerapfels: „Eine Frau“. Dieser Film ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Mutter, die als Waisenkind in Frankreich aufwuchs und als verlassene Ehefrau am Stadtrand von Buenos Aires landete.

Und was die Berlinale angeht: Einer der unterhaltsamsten Annäherungen an das oft nur vermeintlich schwierige Thema weibliche Sexualität im Alter ist vielleicht „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ von Nicolette Krebitz über die Romanze zwischen einer Sechzigjährigen zu einem minderjährigen Tagedieb, aber auch eine Liebeserklärung an die großartige Sophie Rois und die versunkene Welt der Westberliner Boheme.

Der Film ist am Donnerstagabend im Freiluftkino Friedrichshain zu sehen.

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