Baseballer der Minnesota Twins: Reif für die große Bühne
Die Minnesota Twins mit dem deutschen Baseballprofi Max Kepler sind so gut wie lange nicht mehr. Sogar eine traurige Serie könnte nun enden.
E s läuft gerade ganz gut für Max Kepler und die Minnesota Twins. Um nicht zu sagen: Es läuft sensationell. Der einzige deutsche Profi in den Baseball Major Leagues bringt bei den nahezu täglichen Spielen ganz solide seine Leistungen – und trägt dazu bei, dass die Twins sich souverän an die Spitze ihrer Division gesetzt haben und auf dem besten Wege sind, die Playoffs zu erreichen.
Auch am vergangenen Sonntag beim 4:3-Erfolg gegen die Oakland A’s war der 29-jährige Berliner wieder mitten im Geschehen. Zwei Hits gelangen Kepler – der wichtigere im dritten Inning, als die Twins die entscheidenden drei Runs erzielten, die schließlich zum Sieg reichten. Es war der dritte Erfolg in Serie, der 14. in den letzten 17 Spielen. Es läuft also, oder, wie Kepler Ende April zu Beginn der Siegesserie in einem Interview sagte: „Wenn es mal ein bisschen läuft, versucht man, diese Welle zu reiten.“
Die Baseball-Saison ist lang, 162 Spiele in sechs Monaten, bevor dann im Oktober die Playoffs beginnen. Ein halbes Jahr, in dem es öfter mal auf und ab gehen kann. Das haben auch die Twins in dieser noch jungen Spielzeit schon bemerkt: Anfangs sah es gar nicht gut aus, die Mannschaft knüpfte nahtlos an die enttäuschende Vorjahressaison an, die man auf dem letzten Platz in der Division abschloss. Aber das verkorkste Jahr 2021, sagt Kepler, sei „längst vergessen“ und dem „Kurzzeitgedächtnis“ zum Opfer gefallen.
Nun aber ist alles eitel Sonnenschein in Minnesota, die Zuschauer konnten in Minneapolis zuletzt neun Heimsiege in Serie feiern – ein Rekord für das knapp 40.000 Zuschauern Platz bietende Target Field, die Spielstätte seit 2010. Erfolgreicher war man einst nur im überdachten, längst abgerissenen Metrodome.
Noch wichtiger für die aktuelle Erfolgsserie der Twins als der deutsche Profi ist allerdings sein Teamkollege Byron Buxton. Der steht exemplarisch für das große Potenzial der Mannschaft. Der 28-Jährige kann alles, was einen guten Baseball-Spieler ausmacht und das meiste sogar besser als alle anderen: Er ist ungemein schnell, kann obendrein hart werfen und auch noch den Ball mit dem Schläger über den Zaun kloppen. Buxton ist, sagt sein Teamkollege Carlos Correa, „der beste Spieler der Welt – kein Zweifel.“
Entwicklung der eigenen Talente
Correa muss es wissen. Er ist selbst kein Schlechter, kam vor der Saison von den Houston Astros, mit denen er einen Titel gewonnen hat, und hat bei den Twins einen Dreijahresvertrag für 105 Millionen Dollar unterschrieben. Correa weiß aber auch, was alle wissen: Buxton ist zwar eine Sensation, wenn er auf dem Platz steht, aber das tut er viel zu selten. In den vergangenen Jahren war er immer wieder lange verletzt, und oft ist der Grund gerade sein großes Talent: Immer wieder versucht Buxton, weit geschlagene Bälle zu erreichen und spektakulär aus der Luft zu pflücken, die andere Outfielder längst aufgegeben hätten, nur um dann in die das Außenfeld begrenzende Wand zu knallen. So hat er sich schon mehrfach die Schulter ramponiert.
Aber sollte es Buxton schaffen, eine ganze Spielzeit lang gesund zu bleiben, könnte Minnesota eine goldene Zukunft haben. Es gibt aktuell kaum ein anderes Team in der MLB, das so erfolgreich bei der Entwicklung der eigenen Talente ist. Buxton und Kepler, der schon mit 16 Jahren seinen ersten Vertrag bei den Twins unterschrieb, sind nur die Posterboys für eine ganze Riege von Profis, die von der Organisation über Jahre hin systematisch in Nachwuchsmannschaften für die große Bühne vorbereitet wurden – und nun zusammen gewinnen wollen.
Systematisch verstärkt mit anderswo bereits erfolgreichen Veteranen wie Correa soll die Mannschaft endlich mal wieder einen Titel gewinnen – oder wenigstens ein Playoffspiel. Der letzte World-Series-Erfolg liegt 31 Jahre zurück, und seit 2004 haben die Twins in sieben Auftritten in der K.-o.-Runde keine einzige Begegnung für sich entscheiden können. Sage und schreibe 18 Playoff-Spiele hintereinander gingen verloren, ein einsamer und trauriger Rekord in der MLB-Geschichte. Eine Serie, so fühlt es sich gerade an, die in diesem Herbst enden könnte. Es läuft gerade für die Twins.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen