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Russland droht mit verschärften Luftangriffen

Der Stolz der Schwarzmeerflotte ist gesunken, Moskau zieht nun weiter Truppen zusammen. Insbesondere in Mariupol wird die Lage immer dramatischer

Von Barbara Oertel

Land unter im Kreml: Der russische Raketenkreuzer „Moskwa“ ist gesunken. Das hat das Moskauer Verteidigungsministerium am Donnerstagabend bestätigt. Über den Hergang gehen die Darstellungen jedoch auseinander. Während Kiew behauptet, der symbol- und prestigeträchtige Raketenkreuzer der Schwarzmeerflotte sei von zwei ukrainischen Neptun-Raketen getroffen worden, präsentierte Russland eine andere Version. Demnach sei die „Moskwa“, die nach einem Brand und der Explosion von Munition an Bord schwer beschädigt gewesen sei, bei dem Versuch, sie in den Hafen zurückzuschleppen, in einen Sturm geraten und untergegangen.

Für Russlands Marine ist das ein herber Verlust. Bereits am 24. März war das Kriegsschiff „Saratow“ im Hafen von Berdjansk zerstört worden. Ukrainische und ausländische Medien spekulierten am Freitag darüber, dass Russland spätestens jetzt über eine Änderung seiner maritimen Kriegsstrategie nachdenken müsse.

Die Havarie der „Moskwa“ könnte auch der Grund für Raketenangiffe auf Kiew in der Nacht zu Freitag sein. Be­woh­ne­r*in­nen der Hauptstadt berichteten von drei Explosionen – den stärksten seit dem Rückzug russischer Truppen aus dem Großraum Kiew vor zwei Wochen. In einigen Stadtteilen fiel der Strom aus. Detonationen wurden auch aus dem südlichen Cherson, der Millionenstadt Charkiw im Osten und Iwano-Frankiwsk im Westen gemeldet.

Das Moskauer Verteidigungsministerium sprach von einer Vergeltungsaktion für angeblich ukrainische Angriffe auf russisches Staatsgebiet, darunter ein Munitionsdepot in der Stadt Belgorod. Am Freitag nahm russisches Militär im Kiewer Umland eine Fabrik unter Beschuss, in der auch Antischiffsraketen hergestellt werden. Kurz darauf wurden weitere Luftschläge auf Kiew angekündigt.

Unterdessen ging auch der Kampf um Mariupol mit aller Härte weiter. Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums zufolge soll die russische Seite dabei erstmals auch Langstreckenbomber eingesetzt haben.

Das Onlinenachrichtenportal Ukrainska Pravda zitiert einen Marinekommandeur mit den Worten, die Situation sei kritisch. Die ukrainischen Soldaten wollten sich nicht ergeben, aber die Umstände verschlechterten sich zusehends. In der Hafenstadt am Asowschen Meer, die vor dem Ausbruch des Krieges knapp eine Million Ein­woh­ne­r*in­nen hatte und seit Anfang März von russischen Truppen eingekesselt ist, halten sich derzeit noch 120.000 Menschen auf. Die Stadt ist großflächig zerstört.

Laut dem Bürgermeister Wadim Boitschenko sind bislang mehr als 10.000 Zi­vi­lis­t*in­nen getötet worden. Die Zahl könne jedoch um das Doppelte höher sein, da zahlreiche Leichen auf den Straßen lägen, die mit Teppichen zugedeckt seien. Angaben der Stadtverwaltung zufolge würden russische Soldaten die Toten in mobilen Krematorien verbrennen, um so die Spuren ihrer Kriegsverbrechen zu beseitigen. In den Innenhöfen der Häuser stünden Soldaten Wache, um zu verhindern, dass die Menschen ihre Angehörigen beerdigten.

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