Wieder in Berliner Kinos: Die andere Macht

Vintage Star Wars-Abend, Sebastião Salgados Doku zur Lage der Erde, Charlie Chaplin auf Rollschuhen und eine Gruppe Kinder, die zur Familie werden

Sechs Kinder mit großen Augen stehen auf einer Treppe, die Figuren sind geknetet, ein Kind hält ein Kuscheltier in der Hand

Neues zu Hause, neue Gemeinschaft: Die Kinder im Animationsfilm „Mein Leben als Zucchini“ Foto: Praesens_Film

Als eine der ersten hypererfolgreichen Filmreihen mit Science-Fiction-Thematik hat George Lucas' Spezialeffektspektakel „Star Wars“ seit den 1970er Jahren natürlich auch so einige Nachfolger inspiriert, die man heute eher mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtet. Umso interessanter ist es, die ersten drei Filme noch einmal zu sichten, als die imperiale Sternenflotte in den Jahren von 1977 bis 1983 über die Leinwände flitzte.

Das ist bei der Veranstaltung „Star Wars Trilogy“ im Babylon Mitte möglich, als Zu­schaue­r:in kann man sich dabei zwischen den Originalfassungen und den deutsch synchronisierten Filmen entscheiden. Im Grunde geht es hier um ein erfreulich naives Abenteuerkino, in dem die Helden mit XXL-Taschenlampen um die „Macht“ kämpfen und die Schurken wie eine schwarz behelmte Sondereinsatztruppe der Feuerwehr aussehen – Unterhaltungswert ist da allemal garantiert (18.3., 20 Uhr, Babylon Mitte).

Mit seinen Fotos zu gesellschaftspolitischen Themen gehört der Brasilianer Sebastião Salgado zu den bedeutendsten Fotografen der Gegenwart, dessen Bilder über reine Reportage weit hinaus gehen: Sie sind von Bildkomposition und Beleuchtung her klar erkennbare eigenständige Kunstwerke.

Der Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ erzählt von Leben und Werk des Fotografen: Salgados Sohn Juliano Ribeiro Salgado dokumentierte über die Jahre berufliche Reisen des Vaters, während Ko-Regisseur Wim Wenders Interviews mit dem Künstler in den Film einbringt, in denen er beim Betrachten der eigenen Bilder die Hintergründe seiner berühmten Fotoserien erläutert. Mittlerweile beschäftigt sich Salgado vor allem mit Fragen des Umweltschutzes und der Naturschönheit – nicht zuletzt, weil ihm das in seinen Fotos immer wieder dokumentierte Leid der Menschen so nahe ging (18.3., 18 Uhr, Zeiss Großplanetarium).

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Auf Rollschuhen wurde es lustig

Von den bedeutenden Komikern der Slapstickära mag ich Charlie Chaplin eigentlich am wenigsten. Seine Filme um den von ihm verkörperten Tramp, der sich in einem dauernden surrealen Kampf sowohl mit der Dingwelt als auch mit den Autoritäten der Gesellschaft befindet, haben sehr oft eine Sentimentalität, die mich nie sonderlich berührt hat.

Doch Chaplin besaß auch ein unglaubliches artistisches Körpergefühl, das er bereits als Kinder-Künstler beim Vaudeville entwickelt hatte (eine Parallele, die er beispielsweise mit Buster Keaton gemeinsam hat): Wenn er tanzte oder Rollschuh lief, und seine Gags rund um solche Tätigkeiten entwickelte, wurde es genial. Auf Rollschuhen bewegt sich Chaplin auch in dem Film „The Rink“ (1916), der als einer von drei frühen „Chaplins“ beim „Stummfilm um Mitternacht“ zu sehen ist, musikalisch begleitet von Jonas Wilfert an der Kino-Orgel (19.3., 23.59 Uhr, Babylon Berlin).

Die Kinder, die in dem tollen Stop-Motion-Animationsfilm „Mein Leben als Zucchini“ (R: Claude Barras) in ein Heim kommen, haben zuvor meist Furchtbares erlebt – und werden nun mit großer Fürsorge an einem Ort der Gemeinschaft aufgefangen. Geschrieben hat diesen Puppenfilm übrigens Céline Sciamma, deren eigene Regiearbeit „Petite maman“ gerade in unseren Kinos anläuft („Mein Leben als Zucchini“, 17.-23.3, verschiedene Uhrzeiten, Wolf Kino).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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