Programme gegen Gender Pay Gap: Geld für Pandemie-Heldinnen

Frauen haben in der Coronakrise den höheren Preis bezahlt. Konjunkturprogramme müssen daher gezielt für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgen.

Eine Krankenschwester überwacht den Monitor am Bett einer Patientin

In vielen systemrelevanten Berufen arbeiten überwiegend Frauen Foto: Danny Gohlke/dpa

Die Coronakrise ist besonders eine der Frauen. Jede fünfte Mutter musste ihre Arbeitszeit reduzieren, um zu Hause Kinder zu betreuen. Frauen haben weniger Kurzarbeitergeld erhalten, denn sie arbeiten häufig in Steuerklasse 5 und verdienen netto weniger als die Ehemänner. Und viele Soloselbstständige sind Frauen. Sie haben kaum von den Soforthilfen profitiert, da diese Gewerbe-Einbußen abgefedert haben und nicht die Kosten für den Lebensunterhalt.

Es ist darum entscheidend, dass Politik Geschlechtergerechtigkeit für die anstehenden Konjunkturprogramme berücksichtigt. Nur so kann mit den investierten Geldern mehr Gerechtigkeit geschaffen werden und können Ungleichheiten bekämpft werden. In früheren Krisen, etwa der Wirtschaftskrise von 2008, kamen Konjunkturprogramme Frauen und Männern nicht in gleichem Maße zugute. Auch in der Coronakrise ist das bislang so, wie Untersuchungen zeigen. 73 Prozent des Gesamtvolumens, 121 Milliarden Euro, entfallen auf Branchen und Bereiche, in denen mehrheitlich Männer tätig sind. Nur 4,25 Prozent entfallen auf frauendominierte Branchen.

Gerade Frauen haben uns durch die Pandemie gebracht. Dafür braucht es Geld, das auch direkt bei Frauen ankommt. Frauen sind überdurchschnittlich oft in systemrelevanten Berufen tätig. Und sehr häufig sind sie es, die in Lockdowns und Quarantäne-Zeiten die Doppelbelastung mit Kinderbetreuung und Berufstätigkeit stemmten. Vielen Müttern blieb keine andere Wahl, als ihre Arbeitszeit zu reduzieren oder die Erwerbstätigkeit aufzugeben.

Branchen, die zusätzliche Mittel erhalten, müssen nach Geschlechterkriterien ausgewählt werden. Davon würde zum Beispiel die Pflegebranche profitieren. Und wir müssen mit unseren Geldern dafür sorgen, dass Unternehmen sich überhaupt mit Geschlechtergerechtigkeit befassen. Hat ein Unternehmen etwa keine einzige Frau in der Führungsetage, so ist ein Konzept, wie dies geändert wird, zwingend, um Geld aus dem Konjunkturprogramm zu bekommen.

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Bahar Haghanipour

ist Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin und Sprecherin für Frauenpolitik und Gleichstellung der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

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