kinotipp der woche
: Filmsache Helke Sander

Die Deutsche Kinemathek ehrt die Regisseurin und Vorreiterin des feministischen Films mit einer einwöchigen Werkschau im Arsenal

Szene aus „Der subjektive Faktor“ (BRD 1981, R.: Helke Sander) Foto: Foto:Deutsche Kinemathek

Wie funktioniert das Patriarchat und wie hält es sich am Laufen? Die Suche nach einer Antwort auf diese Frage zieht sich durch das Schaffen von Helke Sander. Ein prototypischer Sander-Film, der wie so oft bei ihr Dokumentarisches, Fiktionales und Autobiografisches verbindet, ist Der subjektive Faktor“. Man wird zurückgebeamt in die Zeit der Studentenbewegung. Springer enteignen!, Ho-Ho-Ho-Chi-Minh!, Kommunenleben, alles da. Eine junge Studentin will sich ebenfalls engagieren, muss aber feststellen, dass beim superwichtigen Plenum, wo gerade mindestens an der Weltrevolution gearbeitet wird, nur die Männer wirklich etwas zu melden haben. Geh doch in die Küche, wird ihr beschieden. Aber bloß in der Küche zu hocken, das reicht ihr nicht.

Man wird wunderbar zurückgeholt in die Zeit des Aufbruchs und diverser Konflikte. Lenin-Poster an der Wand, Che Guevara ebenso, und ständig wird repetiert, was der Rudi jetzt schon wieder Wichtiges von sich gegeben hat. Dazwischen immer wieder dokumentarisches Material, auch vom Rudi. Und dann kommen noch die Typen von der bürgerlichen Presse mit ihren speckigen Lederjacken vorbei und wollen von den männlichen Komunarden vor allem wissen, ob in der revolutionären Gemeinschaft denn nun wirklich jeder mit jedem Sex haben würde. Für die Bedürfnisse der Studentin, die auch noch ein Kind hat, bleibt da erst einmal nicht viel Raum. Der muss erst noch geschaffen werden. Wofür sich die Studentin genauso einsetzt, wie es Helke Sander als Aktivistin und als Filmemacherin immer getan hat. Andreas Hartmann

Werkschau Helke Sander, 21. 2.–27. 2., Kino Arsenal, Potsdamer Str. 2; Karten: www.arsenal-berlin.de

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