Ansichten von Olympia 2022: Ein letzter Blick auf Peking

Zwei Wochen täglich mit dem Bus unterwegs: Vom Hotel zum Pressezentrum und zurück. Die Olympischen Spiele aus der Sicht eines Berufspendlers.

Draufsicht auf ein geschlossenes Olympia: Pekinger stehen vorm Nationalstadion.

Sicht auf ein geschlossenes Olympia: Pekinger vor dem Nationalstadion Foto: Tingshu Wang/reuters

Abschied von Peking. Noch eine letzte Fahrt mit dem Bus vom Hotel ins Medienzentrum. Ich sitze wie so oft in den vergangenen zwei Wochen allein in dem riesigen Gefährt. Ob das nachhaltig ist? Bestimmt. Hinten auf dem Bus steht groß „E-Plugin“. Und die Organisatoren loben sich auch selbst immer für ihre grünen Spiele. Ja dann.

Ein letztes Mal zum Medienzentrum unweit des Nationalstadions von Peking, ein letztes Mal zurück. Die Strecke ist mir mittlerweile vertraut. Was ich wohl antworten werde, wenn mich zu Hause jemand fragt, wie es in Peking gewesen sei? Hmm. Was habe ich eigentlich von Peking gesehen außer den Sportstätten? Das Stahlwerk war toll, an dem die Big-Air-Schanze steht. Und sonst? Was ich bei den täglichen Busfahrten aus dem Fenster gesehen habe. Viel mehr ist da nicht.

Auf einer riesigen Autobahn war ich jeden Tag 50 Minuten unterwegs, bis ich an meinem Platz im Medienarbeitsraum angekommen bin. Wäre nicht eine der fünf Spuren für meinen Olympiabus reserviert, es hätte gewiss eine gute Weile länger gedauert. Stau.

Dicke Schlitten auf der Autobahn

Beim Blick auf die Straße fällt mir auf, dass ich selten so viele fette Schlitten gesehen habe wie in Peking. Da kann eigentlich nur München mithalten. Die Dichte an Autohäusern an der Strecke ist auch nicht zu verachten. Tesla, Mercedes, Porsche, Audi. Wenn ich mir mal ein dickes Auto in Peking kaufen wollen würde, wüsste ich, wo ich hin müsste.

Ein Möbelhaus kann ich entdecken, eine Schule, ein Hotel. In der Nähe des Olympiageländes kann man Pirelli-Reifen kaufen. Verlässt der Bus die Autobahn, sehe ich Leute auf Fahrrädern und Mopeds. Ich würde mir auch gern ein Fahrrad ausleihen. Ich erkenne die eher kleinen Leihräder wieder, die auch in deutschen Städten mal an jeder Ecke zu haben waren, aber meist verschmäht worden sind.

Ein Geschäft, das auch nachts immer beleuchtet ist, bietet Kinderwagen und Rollstühle feil. Ein anderes sieht aus wie ein Teegeschäft, und was diese Dinger sind, die aussehen wie bunte Kissen? Ich weiß es nicht. Kissen vielleicht. Ich hätte Peking gerne kennengelernt, mich in einem Lokal gerne beim nicht sachgemäßen Umgang mit Stäbchen blamiert, mich gerne mit dem Rad verfahren in dieser riesigen Stadt. Irgendetwas halt. So bleiben mir die immer gleichen Bilder aus dem Busfenster bei der Fahrt vom Hotel Richtung Olympiagelände wohl für immer vor Augen.

Ich weiß, das wird der Stadt nicht gerecht. Sorry, Peking, es ging nicht anders.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.