Die Wahrheit: Grau gewinnt gegen grau
Die Spannung ist kaum mehr auszuhalten: Bald ist Bundespräsidentenwahl. Ein erregendes Ereignis. Steinmeier gegen Trabert.
Der Showdown hat begonnen, das Shoot-out ist unausweichlich. Blut wird fließen. Wenn am Morgen des 13. Februar 2022 die Sonne aufgeht und sich der Gute und der Böse zum alles entscheidenden Duell gegenüberstehen, Frank-Walter Steinmeier und Gerhard Trabert: Dann werden sie das Weiße im Auge des Feindes sehen und wissen, dass die Welt zu klein für beide ist.
Während draußen eine kühle Brise durch die menschenleeren Berliner Hauptverkehrsadern weht und das letzte Laub aufstöbert, die Vögel auf den Ästen der Alleebäume in banger Erwartung schweigen und der bleiche Mond im Dämmer des kommenden Tages wie erstarrt auf die totenstille Hauptstadt blickt, erfüllt sich im Paul-Löbe-Haus nahe dem Reichstag das Schicksal, das über die Zukunft eines einzigen Menschen entscheidet und über das Los von mehr als 80 Millionen, die zusammengekauert in ihren Stuben die Wahl zum Bundespräsidenten auf ihren Fernsehern oder Handtelefonen verfolgen. Was blüht ihnen, wenn Frank-Walter Steinmeier triumphiert und auf dem Leichnam Gerhard Traberts tanzt? Was, wenn Trabert siegt?
Schaudernd und schlotternd, voller Zittern und Zagen blicken die Menschen nägelkauend und zähneklappernd auf das Duell und erwarten mit mehr als nur einer nassen Hose den Moment, der auch über ihren Sieg oder Untergang entscheidet. Die Wetten stehen gut für Steinmeier, daran lassen die Medien keinen Zweifel. Doch alle Hoffnungen ruhen auf Trabert. Kann der Außenseiter, der Outcast das Unmögliche schaffen, kann er die Welt retten?
Allzu siegessicher war Steinmeier, wähnte sich schon vor der Zeit am Ziel und glaubte, leichtes Spiel zu haben, den Sieg in der Tasche zu haben. Keiner rechnete noch mit einem Herausforderer, keiner hatte die Traute, das Unmögliche zu riskieren und gegen den Platzhirsch sein Leben aufs Spiel zu setzen. Niemand hatte Trabert auf der Rechnung! Erst war er nur ein Punkt am Horizont, doch er wuchs mit jeder Minute. Jetzt steht er Aug in Aug Frank-Walter Steinmeier gegenüber. Wer zieht zuerst?
Kaviar futtern, Blut saufen
Steinmeiers Entourage war sicher, weitere fünf Jahre in Saus und Braus zu leben, sich mit Kaviar, Austern und dem Speck der Geknechteten und Ausgebeuteten mästen zu können, das Blut der Gedemütigten und Ausgesaugten zu saufen, ohne dass sich ihnen jemand in den Weg zu stellen wagt. Nicht nur seine eigenen, gut genährten Leute singen deshalb das Hohelied seiner Herrschaft, auch die Mitglieder der anderen Gangs lenkten schließlich ein und versprachen, Steinmeier wiederzuwählen, um keine Menschenleben zu gefährden.
Doch dann kam Trabert! Der Doc, der im Gegenteil Menschenleben rettet, der weltweit Frauen und Kinder gesund gemacht hat und nun auch Deutschland heilen will, der gute Mann aus Mainz – eine Lichtgestalt, während Steinmeier, Monster und Machtmensch in einem, die geschundenen Leiber der Armen und Kranken nur braucht, um auf ihnen im Rausch seiner Vollkommenheit zu tanzen!
Und ganz überraschend kam Trabert nicht. Eingeweihte wissen: Seit beider Geburt im Jahr 1956 belauerten er und Steinmeier einander, verfolgten aufmerksam den Lebensweg des anderen und wussten, dass sie eines Tages aufeinandertreffen würden. Jetzt, das Paul-Löbe-Haus ist Wahlstatt und Richtplatz, wird es dazu kommen.
Recht biegen, Kopf aufspießen
Als gelernter Rechtsverdreher weiß Frank-Walter Steinmeier das Jus auf seine Seite zu biegen und skrupellos für die Besitzenden zu nutzen. Hat Gerhard Trabert überhaupt eine Chance, muss er nicht damit rechnen, nach dem Duell in Übereinstimmung mit der Rechtsprechung wie Kehricht aus dem Saal gefegt zu werden? Oder, dass sein Kopf als Mahnung für alle vor dem Reichstagsgebäude aufgespießt wird?
Möglich. Wahrscheinlich. Und doch: Die Stimme der Gerechtigkeit, Brüderlichkeit, Redlichkeit wird niemals verstummen. Mag Gerhard Trabert, die linke und die flinke Hand Gottes, den Kürzeren ziehen gegen Frank-Walter Steinmeier, die rechte und die schlechte Faust Satans: Das Rad der Geschichte wird sich eines Tages drehen, und dann werden alle, die aus Feigheit, Gedankenlosigkeit, Gefolgschaftstreue oder sogar Überzeugung Steinmeier ein zweites Mal auf den Thron gesetzt haben, zwar nicht mit einem Betonklotz im Müggelsee versenkt oder in einem Berliner Neubau einbetoniert werden, aber es wird sich schon was Gerechtes finden!
Hier Frank-Walter Steinmeier, der Schreibtischtäter, der Mann mit dem weißen Kragen – dort Gerhard Trabert, der Rächer der Enterbten, der Zorro des 21. Jahrhunderts, der Robin Hood von heute: Der Tag der Entscheidung naht! Schon jetzt ist die Aufregung groß, sind die Nerven zum Zerreißen gespannt, vibriert die Luft in Deutschland. Wenn am 13. Februar 2022 die Sonne aufgeht, wird sich zeigen, wer das Leben verdient!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Trumps Krieg gegen die Forschung
Byebye Wissenschaftsfreiheit
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten