Leichter Preisanstieg beim ÖPNV: Höhere Kosten, weniger Fahrgäste

Die Preise im öffentlichen Nahverkehr sind 2021 nur leicht gestiegen. Doch die Verkehrsbetriebe leiden unter höheren Energiekosten und sinkenden Fahrgastzahlen.

Mainz: Ein Linienbus fährt durch die Innenstadt. Fahrkarten für Busse und Bahnen im Nahverkehr sind in diesem Jahr durchschnittlich rund 1,5 Prozent teurer geworden. Das geht aus Berechnungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen hervor.

Busfahrkarten sind in diesem Jahr durchschnittlich rund 1,5 Prozent teurer geworden Foto: DPA

BERLIN taz | Die Preise im öffentlichen Nahverkehr sind in Deutschland in diesem Jahr um durchschnittlich 1,48 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Erhebung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hervor. In den Zahlen nicht erfasst sind anstehende Preiserhöhungen zum Jahreswechsel. Eine Prognose zu Anhebungen in 2022 will der Verband nicht abgeben. Ob oder in welcher Höhe die Ticketpreise steigen werden, wird auch davon abhängen, wie die Branche von Bund, Ländern und Kommunen im nächsten Coronajahr unterstützt wird.

Im Schnitt kostet nach Angaben des VDV derzeit eine Einzelfahrt für Erwachsene in der Tarifstufe über einer Kurzstrecke 2,74 Euro. Das sind 1,63 Prozent mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Preis für ein Monatsticket ist um 1,32 Prozent gestiegen und liegt aktuell bei 55,90 Euro. Zur regionalen Spreizung der Preise konnte der VDV auf Anfrage keine Angaben machen. Einem Preisvergleich des ADAC für 21 deutsche Großstädte zufolge unterscheiden sich die Fahrtkosten bei weitgehend gleichem Angebot erheblich. Eine Einzelfahrt für Erwachsene kostet zum Beispiel in München 3,40 Euro, in Berlin und Köln 3 Euro und in Hamburg 2,40 Euro. Die Monatskarte dagegen ist in München mit 57 Euro am günstigsten, in Berlin sind dafür 86 Euro, in Köln 105,50 und in Hamburg 112,80 Euro fällig.

Nach Angaben des VDV fangen die letzten Erhöhungen der Ticketpreise nicht die gestiegenen Kosten für Diesel, Strom und Personal auf. „Die extremen Preissteigerungen bei den Energiekosten waren so nicht absehbar und setzen unsere Branche zusätzlich zu den noch immer coronabedingt geringeren Ticketeinnahmen wirtschaftlich unter Druck“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Die Verkehrsverbände würden die gestiegenen Kosten nicht komplett an die Fahrgäste weitergeben, sagte er. Die fehlenden Mittel werden aus Steuermitteln bestritten, die Kommunen oder Länder bereitstellen. Nahverkehrsunternehmen arbeiten in der Regel nicht kostendeckend und sind immer auf Zuschüsse angewiesen. Ticketpreise sind deshalb immer politische Preise.

Im Zuge der Coronakrise sind die Fahrgastzahlen drastisch zurückgegangen, während die Verkehrsbetriebe das Angebot weitgehend aufrechterhalten haben. Im Sommer konnten die Verkehrsbetriebe zwar wieder 80 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen, doch jetzt sinken die Fahrgastzahlen wieder. „Aktuell gehen wir bundesweit von durchschnittlich 65 bis 70 Prozent der vor der Pandemie üblichen Fahrgastzahlen aus“, sagte Wortmann. Auch für das kommende Jahr geht der VDV nicht von einer vollständigen Erholung aus.

Der Bund und die Länder unterstützen die Verkehrsbetriebe mit einem Rettungsschirm von bislang rund 7 Milliarden Euro. Auch für 2022 soll es Hilfen geben. Im Ampel-Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP festgelegt, die pandemiebedingten Einnahmeausfälle für 2022 ausgleichen zu wollen.

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