Ulrike Herrmann über die hohe Inflationsrate
: Zur Panik kein Grund

Es klingt dramatisch: Im November lag die Inflationsrate bei 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Montag geschätzt hat. So massiv ist die Geldentwertung zuletzt 1982 gewesen. Wird sich Geschichte also wiederholen?

Wer schon älter ist, erinnert sich bestens an dieses Schicksalsjahr 1982: Damals flog die sozial-liberale Koalition unter Helmut Schmidt auseinander, und die Geldentwertung spielte dabei eine wesentliche Rolle. Denn die Bundesbank hatte die Zinsen nach oben geschraubt, um die Wirtschaft abzuwürgen und damit die Inflationsrate nach unten zu drücken. Doch diese brachiale Geldpolitik hatte zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit stieg. Mehr als zwei Millionen Menschen hatten keine Stelle – damals ein trauriger Rekord. Die Regierung Schmidt hat diese Krise nicht überlebt, und so drängt sich die Frage auf, ob die Ampel ebenfalls an der Inflation zugrunde gehen könnte.

Doch für Panik gibt es diesmal keinen Grund, denn die derzeitige Geldentwertung hat ziemlich banale Gründe: Vor allem die Energiepreise sind gestiegen. Sie legten im Vergleich zum Vorjahr um satte 22,1 Prozent zu. Auch Lebensmittel wurden teurer – um 4,5 Prozent. Die Preise der restlichen Waren und Dienstleistungen blieben hingegen fast gleich. Die Mieten, für viele Menschen der wichtigste Posten, stiegen im vergangenen Jahr nur um ganze 1,4 Prozent.

Daraus folgt: Deutschland kann die Inflationsrate gar nicht beeinflussen, denn die Preise für Öl und Gas werden auf den Weltmärkten bestimmt. Dort zeichnet sich aber eine Entspannung ab; der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen wieder gefallen.

Dieser Preisrutsch macht sich auch statistisch bereits bemerkbar: Im Vergleich zum Oktober 2021 ist die Inflationsrate jetzt im November um 0,2 Prozent gefallen – und es dürfte weiter abwärts gehen. Der Höhepunkt der Geldentwertung liegt also wahrscheinlich schon hinter uns.

Die Ampel wird nicht an der Inflation scheitern. Viel wichtiger ist, wie sie die Coronakrise managt. Die nächsten Wochen sind da entscheidend.

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