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2. Fehlende Infrastruktur verhindert Impfungen

Beispiel: Nigeria

Impfquote 1. Dosis: 2,9 %

Coronatodesfälle: 2.922

Nigeria, Afrikas Riesenstaat mit etwa 220 Millionen Ein­woh­ner*in­nen, hatte bis Mitte November insgesamt 212.894 bestätigte Coronafälle. Am stärksten betroffen ist Lagos, die Megacity am Golf von Guinea, in der rund 20 Millionen Menschen leben. Gut jeder dritte Coronafall wurde dort verzeichnet. Ex­pert*in­nen gehen davon aus, dass die allermeisten Fälle unentdeckt bleiben – wegen leichter Verläufe oder weil kaum getestet wird.

Voll geimpft sind in Nigeria gerade einmal 5,24 Prozent der Bevölkerung, sagt das Zentrum für Seuchenkontrolle der Afrikanischen Union. Laut Daten von Bloomberg sind es noch weniger. Das Land hatte, wie die meisten Länder in Afrika, am Anfang der Impfkampagne keine Chance, selbst an die vielversprechendsten Impfstoffe von Biontech/Pfizer, AstraZeneca oder Moderna zu kommen. Über die Impfstoffinitiative Covax, die Afrikanische Union sowie durch eine Spende der USA hat es bisher gut 19 Millionen Impfdosen erhalten. Knapp die Hälfte wurde verabreicht.

Aufgrund fehlender Impfstoffe musste die Impfkampagne ab Mitte Juli für mehr als fünf Wochen ausgesetzt werden. Die Regierung hält dennoch weiter an dem Ziel fest, bis Ende 2022 rund 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Das wäre mehr als anderthalb Jahre später als in den reichen Ländern. Ende Oktober sagte die Weltbank einen Kredit in Höhe von 400 Millionen US-Dollar zu, um Impfstoff zu kaufen.

Die geringe Impfquote hängt auch mit logistischen Problemen zusammen. Faktoren wie etwa die Ausstattung des Gesundheitssystems entscheiden mit. Global betrachtet zeigt sich zum Beispiel eine deutliche Korrelation zwischen der Müttersterblichkeit in einem Land und der Corona-Impfquote.

Geringe Müttersterblichkeit wird als Indikator genutzt, um zu messen, wie gut oder schlecht das Gesundheitssystem eines Landes ist. In vielen Landkreisen Nigerias gibt es nur ein einziges Impfzentrum. Die Wege dorthin sind weit und Transportkosten für viele Menschen nicht bezahlbar. Auch wird aufgrund des hohen Entführungsrisikos jede nicht absolut notwendige Reise vermieden.

Katrin Gänsler

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