Deutschlands treffsicherste Fußballerin: Viele Vorbilder

Beim Länderspiel gegen Israel tritt Deutschlands beste Stürmerin, Lea Schüller, in ihrer alten Heimat an. Kürzlich traf die 23-Jährige sogar vierfach.

Lea Schüller schaut dem Ball hinterher, den sie ins Netz gewuchtet hat

Geradlinig: Lea Schüller trifft bei der Partie gegen Bulgarien Mitte September Foto: Robert Michael/dpa

Das mit Vorbildern bei Fußballerinnen ist so eine Sache. Einigen widerstrebt es, ein Vorbild aus dem Männerfußball zu benennen. Lea Schüller hat damit kein Problem, schließlich ist sie auf diesem Wege erst zu diesem Sport gekommen. „Ich habe 2004 im Frankreichurlaub die Europameisterschaft der Männer geschaut, denn Frauenfußball gab es kaum im Fernsehen, und danach wollte ich unbedingt selber Fußball spielen.“

Seit ihrer Kindheit drückt die aus Tönisvorst am Niederrhein stammende Nationalspielerin zudem Borussia Dortmund die Daumen, worüber sie in einer Medienrunde aus Düsseldorf genauso offen gesprochen hat wie ihr angebliches Idol Marco Reus.

Da wollte die aktuell beste deutsche Stürmerin vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Israel (Dienstag 16.05 Uhr/ARD) dann doch mal etwas klarstellen. Es würde ja immer wieder kolportiert, dass sie nur auf den BVB-Kapitän blicke, aber das stimme gar nicht. „Wenn ich Fußball gucke, dann gerne Dortmund, und da schaue ich mir auch etwas von Erling Haarland ab.“ Zudem habe sie in ihrem Verein beim FC Bayern natürlich mit Robert Lewandowski den Weltfußballer im Blick, „bei dem ich mir viel abschauen kann und sollte“.

Bei so viel Affinität in den männlichen Bereich verwundert kaum, dass die hoch veranlagte Angreiferin immer häufiger von einem Hashtag begleitet wird, der vom berühmtesten Torjäger Deutschlands abgeleitet ist. Mit #esSchüllert werden ihre Treffer in den sozialen Medien begleitet, was zwangsläufig noch zu Bayerns Nationalspieler Thomas Müller führt, der seine Tore stets mit #esmuellert kennzeichnet. „Ich mag diesen Hashtag. Es ist eine Ehre, auf diese Weise mit jemandem wie ihm verglichen zu werden.“

Klubinterne Doppelpässe

Gibt tatsächlich Schlimmeres, als hier klubinterne Doppelpässe zu spielen, zumal die Frauen des FC Bayern eine ähnliche Dominanz wie die Männer planen. Die schnelle Mittelstürmerin war mit 16 Toren übrigens treffsicherste Münchnerin in der Meisterschaftssaison 2020/2021.

Solchen Torhunger entwickelte früher nur die Rekordtorjägerin Birgit Prinz

Schüller kam im Sommer 2020 auf dem Bayern-Campus in eine neue Welt, an die sie sich nach eigener Aussage erst gewöhnen musste. Inzwischen aber führt an der in 31 Länderspielen schon 19-mal erfolgreichen Angreiferin weder im Verein noch im Nationalteam ein Weg mehr vorbei. Parallel zum Sport treibt sie ihr Fernstudium im Wirtschaftsingenieurwesen voran. Der Lernstoff ist anspruchsvoll, wie sie sagt, und wenn bei Länderspielreisen wie zuletzt nach Israel noch Zeit ist, zockt sie nicht an der Playstation, sondern vertieft die digitalen Studieninhalte. „Ich brauche es später“, sagt Schüller, die sich später einen Job im Automobil- oder Architekturbereich vorstellen kann.

Ihre Qualitäten hat Lea Schüller zunächst im Jugend- und Erwachsenenbereich bei der SGS Essen entwickelt, wo ihr die behutsame Förderung und das familiäre Ambiente ausgesprochen behagten. Der Ausbildungsverein aus dem Stadtteil Essen-Schönebeck hat schon so viele Nationalspielerinnen herausgebracht, sodass Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Liga-Alltag hier bis heute gerne vorbeischaut. Der Verein entsendet zur Israel-Partie am Dienstag mehrere seiner Teams ins Stadion an der Hafenstraße, wo sich auch Schüllers Eltern und Großeltern angesagt haben.

Wer weiß, zu welcher Form die Torjägerin aufläuft, die beim 5:1 gegen Serbien im September dieses Jahres bereits ihren zweiten Viererpack für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft vollbrachte. Der erste im April 2018 bei einem 4:0 gegen Tschechien fiel noch in die Amtszeit des damaligen Interimstrainers Horst Hrubesch, der als ehemaliger Stürmer mit fachmännischem Blick sehr früh die Qualitäten der Strafraumspielerin erkannte.

Solchen Torhunger entwickelte in der Vergangenheit allein die unersättliche Rekordtorjägerin Birgit Prinz, die Schüller übrigens als Erste aufgezählt hat, als es um mögliche weibliche Idole ging. Praktischerweise arbeitet die dreimalige Weltfußballerin als Teampsychologin immer wieder beim Nationalteam mit. „Es ist schön, dass ich auch von ihr mir Tipps holen kann“, betont Lea Schüller. Und das sogar von Angesicht zu Angesicht.

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