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„Querdenker“-Schule geschlossen

Ein Bauernhof im oberbayerischen Schechen sollte Unterricht ohne Test- und Maskenpflicht bieten. Eine Genehmigung für den Schulbetrieb gab es nicht. Nun haben die Behörden reagiert

„Querdenker“-Gruppe wollte auch in Hamburg Schule gründen – bis die taz berichtete

Von Andreas Speit

„Stiftung Freiheit braucht Mut – Ort der ganzheitlichen Begegnung“, steht auf einem Schild am Briefkasten vor dem Bauernhof. Hier, im oberbayrischen Schechen bei Rosenheim, haben „Querdenker“ eine eigene Schule eröffnet. Die vermeintliche Bildungseinrichtung haben an die 50 Kinder und Jugendliche in dem alten Bauernhof besucht. Nach einer Begehung des Hofs untersagten die Regierung von Oberbayern als staatliche Schulaufsichtsbehörde und das Landratsamt Rosenheim als Bauaufsichtsbehörde jedoch den Betrieb. Grund: Die erforderliche schulaufsichtliche Genehmigung fehlte, die baurechtliche ebenso.

In den Unterlagen zu der illegalen Schule gebe es Hinweise auf das Gedankengut der „Querdenker“ und auch von „Reichsbürgern“, erklärte Wolfgang Rupp, Sprecher der Regierung von Oberbayern. So sollen die Eltern die Kinder wegen der verpflichtenden Coronatests und der Maskenpflicht an Schulen vom Präsenzunterricht abgemeldet haben. Ihre Kinder sollen aber noch am Distanzunterricht teilgenommen haben.

Nicht der erste Versuch aus diesem Spektrum, ihre Kinder von den staatlichen Schulen fernzuhalten. Hinweise auf den Hof bei Rosenheim hatten die Behörden vor einer Woche erhalten. Nachbarn wunderten sich über den regen Betrieb auf dem Bauernhof. Seit dem 13. September seien bis zu 40 Autos aus dem Landkreis und darüber hinaus zu dem ländlich gelegenen Anwesen gekommen. „Das kam uns etwas suspekt vor“, wird eine Nachbarin von der Deutschen Presseagentur zitiert. Vor allem weil dort plötzlich schulpflichtige Kinder und Jugendliche während der Unterrichtszeit zu sehen gewesen seien.

Die politische Ausrichtung der vermeintlichen Stiftung war jedoch nicht auf den ersten Blick zu erkennen gewesen. Allein die kyrillische Aufschrift, die unter „Stiftung Freiheit braucht Mut“ auf dem Schild am Hauseingang prangte, wirkte merkwürdig. Dass da „Querdenker“ involviert waren, hätten sich die Nachbarn jedoch gedacht. Denn alle auf dem Hof seien „da ohne Masken und auf engem Raum zusammen“ gewesen, erinnert sich die Nachbarin.

Die Leiterin der geschlossenen „Querdenker“-Schule ist verbeamtete Lehrerin einer Grund- und Mittelschule im Landkreis Rosenheim. Sie ist seit Längerem im Krankenstand und nach eigenen Aussagen eine „aus dem System ausgestiegene Lehrerin“, wie der Bayerische Rundfunk berichtete. Regierungssprecher Rupp teilte mit, die Lehrkraft habe den Vorwurf der illegalen Schulführung zurückgewiesen. Die Stiftung sei eine russische Einrichtung. Die Niederlassung in Schechen hätte entsprechend eine russische Schulzulassung. Eine solche Zulassung konnte die Lehrerin allerdings nicht vorweisen. In einen szenenahe Portal wird in einem Video die Idee sehr begrüßt. In den Kommentaren heißt es: „Das könnte ein Paukenschlag der Revolution werden“. Oder: „Gründet Schulen. Rettet eure Kinder“.

Die Idee von Freien Schulen ist in der „Querdenker“- und „Reichs­bürger“-Szene virulent. In Hamburg hatten Querdenken bereits den Trägerverein NeoTopia e. V. gegründet. Die rund 40 „Querdenker“ einer Telegram-Gruppe versuchten ganz legal die Schulgründung. Die Gemeinnützigkeit war vom Finanzamt bereits anerkannt worden. Einen Antrag für das Genehmigungsverfahren für eine Freien Schule legten sie der Schulbehörde vor. Das bestätigt ein Sprecher der Hamburger Schulbehörde. Als die taz jedoch am 7. Juni von der Schulgründung mit dem geplanten Namen „Momentum Solaris“ berichtete, zogen die An­trag­stel­le­r:in­nen die Unterlagen zurück.

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