Geld auch für Ungeimpfte

Bremen stimmt bei der Konferenz der Gesundheitsminister*innen gegen ein Ende der Lohnfortzahlung für Ungeimpfte in Quarantäne

„Viele Menschen werden sich einfach nicht mehr testen lassen, die es besser tun sollten“

Claudia Bernhard (Linke), Gesundheitssenatorin

Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) spricht sich gegen die Sanktionierung von Ungeimpften aus und warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft. „Wir können Menschen, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht impfen lassen wollen, nicht als wandelndes Gesundheitsrisiko brandmarken und sanktionieren, um so Druck aufzubauen“, sagte Bernhard der Neuen Osnabrücker Zeitung am Mittwoch. Das führe erst recht zu einer Verweigerungshaltung.

Die Konferenz der Gesundheitsminister*innen hatte am Mittwoch beschlossen, dass Ungeimpfte im Quarantänefall keine Lohnfortzahlung bekommen. Bremen hat dem Beschluss nicht zugestimmt, bindend ist er für das Bundesland nicht. Auch die Bürgerschaftsfraktion der Linken kritisierte die Entscheidung. Sie greife vor allem abhängig Beschäftigte an, die sich nicht ins Homeoffice zurückziehen könnten. „In der Praxis wird der Beschluss dazu führen, dass Nichtgeimpfte nicht mehr in Quarantäne gehen und Infizierte weniger Kontaktfälle angeben, um ihren Bekannten nicht zu schaden“, so der Fraktionsvorsitzende Nelson Janßen.

Senatorin Bernhard verwies auf die Impfquote in Bremen, die derzeit mit 78 Prozent Erst­impfungen die höchste in Deutschland ist. Eine gute Impfbereitschaft sei also auch ohne Druck möglich. Ziel sei eine Quote im 80er-Bereich bei Erst- und Zweit­impfungen.

Darüber hinaus warnte Bernhard auch vor der Abschaffung der kostenlosen Bürgertests. Ohne die Tests fehle der Überblick über die Coronalage. Auch eine prinzipielle Abkehr vom Grundsatz 3G sehe sie kritisch. „Viele Menschen werden sich einfach nicht mehr testen lassen, die es besser tun sollten“, so die Senatorin. Das Angebot der kostenlosen Tests läuft am 11. Oktober für all diejenigen aus, die sich bis dahin hätten impfen lassen können. (epd/taz)