piwik no script img

Klimawandel und WeinanbauErntebeginn zwei Wochen früher

In den letzten 30 Jahren ist der Beginn der burgundischen Weinernte um fast zwei Wochen vorgerückt. Auch Frostschäden werden wahrscheinlicher.

Zwei Wochen früher reif: Weinernte im Burgund Foto: Varlet/imago

Mit dem Klimawandel verändert sich der Weinanbau in Frankreich. In diesem Jahr wird die Weinernte wohl einen historischen Tiefpunkt erreichen, heißt es in einer Prognose der französischen Regierung. Demnach wird so wenig Wein produziert wie zuletzt 1970. Grund ist ein schwerer Spätfrost in einigen Weinregionen, der dazu führte, dass bis zu ein Drittel der Blüten zerstört wurden.

Der Frost ist laut For­sche­r:in­nen dem Klimawandel geschuldet. Eine Analyse der Wissenschaftsseite „World Weather Attribution“ zeigt, dass der Spätfrost besonders viel Schaden anrichten konnte, da die Weinblüte sich langfristig früher ins Jahr verlagert und damit häufiger kaltem Wetter ausgesetzt ist. Allerdings kam die Analyse auch zu dem Schluss, dass der diesjährige Frost ohne den menschengemachten Klimawandel noch kälter ausgefallen wäre. Insgesamt geht die Analyse davon aus, dass der Klimawandel solche Schäden etwa 60% wahrscheinlicher macht.

Dass der Klimawandel den Weinanbau beeinflusst lässt sich auch am Beginn der Weinernte ablesen. In Burgund ist die Weinernte seit den 1980er Jahren im Mittel um fast zwei Wochen nach vorne gerückt. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass die Weinernte in Beaune über 600 Jahre erst Ende September begann, aber dieses Datum in den vergangenen 30 Jahren immer häufiger extrem früh ins Jahr fällt. Der durchschnittliche Beginn sei um 13 Tage nach vorne gerückt, heißt es in der Studie.

Unsere Grafik zeigt die Daten aus der Studie. Jeder Punkt steht für den Beginn der Weinernte in einem bestimmten Jahr. Im Jahr 2018, dem aktuellsten aus der Studie, begann die Weinernte mehr als einen Monat eher, Ende August. Das war auch an vier weiteren Jahren aus dem Zeitraum der Fall: 2007, 2011, 2015 und 2017. Im Jahr 2003 begann sie sogar noch früher, am 19. August. Einen späten Erntebeginn Mitte oder Ende Oktober hat es dagegen schon seit den 1970er Jahren nicht mehr gegeben.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Für die Studie hatten die Au­to­r:in­nen zahlreiche Archivdokumente genutzt wie Zahlungen an Erntearbeiter:innen, Aufzeichnungen der Stadtverwaltung von Beaune und Zeitungsberichte. Diese Dokumente verglichen sie mit den Temperaturaufzeichnungen aus Paris aus den vergangenen 360 Jahren. Insgesamt konnten sie so den Beginn der Weinernte seit 1354 rekonstruieren.

„Wir hatten nicht erwartet, dass sich der beschleunigte Erwärmungstrend seit Mitte der 1980er Jahre so gut aus den Erntedaten ablesen lassen würde“, sagte Mitautor Christian Pfister von der Universität Bern. „Der außerordentliche Charakter der letzten 30 Jahre wird für alle offensichtlich.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!