Per Sparticket ins All, das wär's doch!: Achtung, Klingoneneinsatz!

Wir schreiben das Jahr 2026. Schneller als erwartet ist die Deutsche Bahn in das noch junge Geschäft mit dem Weltraumtourismus eingestiegen.

Blick auf die Erde aus dem Weltall

Völlig losgelöst von der Erde Foto: NASA/imago

„Liebe Weltraumreisende. In Saturn-Wilhelmshöhe ist unser mobiler Brezelmarsmensch zugestiegen und bedient Sie gerne an Ihrem Platz. Auch unser Bordbistro heißt Sie herzlich willkommen und serviert Ihnen röstfrischen Weltraumkaffee und Butterkuchen aus der Tube. Und bitte denken Sie daran, die mit Space Comfort gekennzeichneten Plätze gegebenenfalls frei zu machen.“

Ich schaue aus dem Fenster hinaus ins All. Sterne bis zum Abwinken, dazwischen ab und zu ein Satellit oder ein kleinerer Weltraumbahnhof, durch den unser InterGalaxyExpress natürlich ohne Halt hindurchrauscht.

Leider funktioniert das WLAN mal wieder nicht. Auch nerven die grölenden Fußballfans, die zu einem Auswärtsspiel der neu gegründeten World League bei Westfalia Ferne unterwegs sind. Die in den Gängen stehenden behelmten Einsatzkräfte der Space Force der Bundespolizei halten die Betrunkenen nur mühsam im Zaum.

Dann stoppt die Rakete mitten im Weltall, obwohl wir eh schon Verspätung wegen eines Meteoritenschauers, einer Signalstörung und einer vor uns mit Düsenschaden liegen gebliebenen Flix-Gurke haben.

Ausstieg in Flugrichtung rechts

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt endlich die Durchsage: „Wegen eines Klingoneneinsatzes auf der Strecke wird dieses Raumschiff über Andromeda umgeleitet. Ihre Anschlüsse auf Beteigeuze können leider nicht erreicht werden. Nächster Halt ist Alpha Centauri, Ausstieg in Flugrichtung rechts.“ Meine Hausnymphe Apocalypso hätte jetzt überlegen gegrinst: „Du und deine Bahn“, hätte sie gespottet, weil wir in weniger klimabewussten Zeiten öfter mal Beef um das Verkehrsmittel unserer Wahl hatten. „Man kann zwar die DB aus dem Planeten holen, aber den Planeten nicht aus der DB.“

Umso höher rechne ich ihr an, dass sie mir den Flug spendiert hat, damit ich im Himmel all meine Lieben wiedersehen kann, die schon früher klassisch via Krematorium den Abflug gemacht haben. Sie selbst wollte nicht mitkommen – das Ticket ist trotz Supersparpreis, No Return Rabatt und RaumCard 25.000 teuer genug. Mir wird kalt.

Zum Glück tritt in diesem Moment die Flugbegleiterin der DB an unser Vierertischchen im Weltraumwagen. „Könnten Sie bitte die Klimaanlage wärmer stellen?“, frage ich sie, nachdem sie meinen Mitreisenden aufgefordert hat, den Astronautenhelm auch über den Mund herunterzuziehen.

„Ist leider kaputt“, sagt sie, und ich bin eigentlich ganz froh, dass ich Apocalypsos Triumph nicht miterleben muss.

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Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.

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