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Gegen Autos, gegen Kohle, gegen Banken

Die Klimabewegung protestiert aktuell zu vielfältigen Themen – und mit zivilem Ungehorsam

Von Susanne Schwarz und Bernd Müllender

Bei einer Sitzblockade von Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen am Brandenburger Tor in Berlin haben sich am Montag mehrere De­mons­tran­t:in­nen auf der Straße festgeklebt. Die Polizei räumte die besetzte Straße dennoch weitgehend. Der Protest gehörte zum Auftakt einer Aktionswoche, die vor allem die Gruppe Extinction Rebellion organisiert hat, an der sich aber auch weitere Organisationen beteiligen.

Am Wochenende protestierten zudem mehrere Klimaschutzgruppen im rheinischen Kohlerevier. Im Dorf Lützerath, das von der Abbaggerung bedroht ist, demonstrierten am Wochenende die lokalen Ak­ti­vis­t:in­nen von Alle Dörfer bleiben. Das Polit-Orchester Lebenslaute legte zudem stundenlang die Förderbänder am Kohletagebau Garzweiler mit Bach-Suiten still. Von insgesamt fast 100 Menschen wurden 23 vorläufig festgenommen, nachdem sie laut Polizeimeldung im Tagebau Garzweiler „gemeinsam zu musizieren begannen und sich als Aktionsgruppe Lebenslaute zu erkennen gaben“. Das eigene Motto der Mu­si­ke­r:in­nen war poetischer: „Mit Achtel und Triole gegen Klimakiller Kohle.“ Lebenslaute hatte 2014 den renommierten Aachener Friedenspreis bekommen.

Auch am Rande einer Großdemo von Fridays for Future am Freitag im Bankenviertel von Frankfurt am Main hatte es Blockaden gegeben. Unter anderem besetzten Ak­ti­vis­t:in­nen zeitweise eine Straße.

Der Tag hat allerdings einen alten Streit in der Bewegung neu entfacht: Soll die Bewegung über den Schulstreik hinaus mit zivilem Ungehorsam arbeiten? Und soll sie antikapitalistisch sein? „Dieser Streik war in vielen Teilen ein Kampf gegen Strukturen in der Bewegung“, machte der Aktivist Konstantin Nimmerfroh seinem Ärger auf Twitter Luft. Er engagiert sich in der Ortsgruppe Frankfurt am Main. Die Bundesebene habe bei der Organisation des Protests kaum unterstützt, vor Ort dann aber dennoch die öffentliche Kommunikation an sich gezogen und die Blockaden dabei ausgelassen.

Solche Fragen beschäftigen im Prinzip das ganze „For Future“-Universum, das um die Schulstreikbewegung herum entstanden ist. Die münstersche Ortsgruppe der Scientists for Future will beispielsweise die aktuelle Aktionswoche unterstützen und beklagte sich darüber, dass das bundesweite Koordinationsteam das verhindern wolle. Große Teile der Forschungsbewegung sehen sich eben als neutral an. Die Müns­­te­ra­ne­r:in­nen sehen das anders: „Unserer Auffassung nach müssen einflussreiche Menschen und Organisationen ihre Reputation einsetzen, auch wenn dies das Risiko birgt, sie zu verlieren“, schrieb die Gruppe auf Twitter.

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