Verein von Motorradrockern: Seehofer verbietet „Bandidos“-Gruppe

Das Innenministerium hat die „Bandidos MC Federation West Central“ aufgelöst. Die Motorradrocker sollen an zahlreichen Verbrechen beteiligt gewesen sein.

"Bandidos Germany" steht auf dem Rücken von Westen, die Mitglieder des Motorradclubs «Bandidos» tragen.

Der zweitgrößte Rockerverein der Welt: In Deutschland wurde ein Bandidos-Verein nun verboten Foto: Marius Becker/dpa

BERLIN dpa/rtr | Bundesinnenminister Horst Seehofer hat die Rockergruppe „Bandidos“ verboten und aufgelöst. Dies sei in Abstimmung mit den Innenministern von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz geschehen, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin am Montag mit. Zweck und Tätigkeit des Vereins liefen „den Strafgesetzen zuwider“, hieß es zur Begründung.

Das Vermögen des Vereins „BMC Federation West Central“ werde beschlagnahmt und eingezogen. Kennzeichen des Clubs dürfen demnach künftig weder verbreitet noch öffentlich oder bei einer Versammlung gezeigt werden. Das Verbot sei den Funktionären am Morgen zugestellt worden.

In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie in Thüringen hatten fast 1.800 Po­li­zei­be­am­t:in­nen Anfang Juli Vereinshäuser und Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern der Gruppierung durchsucht. Dabei wurden unter anderem Waffen, Munition, Drogen, Motorräder, Speichermedien und größere Mengen Bargeld sichergestellt. Die Ermittler gewannen durch die Auswertung der Funde außerdem zusätzlichen Einblick in die Struktur der Gruppierung. Mitgenommen wurden auch Westen mit Abzeichen, sogenannte Kutten.

Nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums geht es der Rockergruppe, die ihren Schwerpunkt in NRW hat, nicht, wie in den Statuten des Vereins behauptet, vor allem um gemeinsames Motorradfahren. Zweck der „Bandidos MC Federation West Central“ und ihrer nun ebenfalls verbotenen Teilorganisationen sei es vielmehr, „einen territorialen und finanziellen Machtzuwachs innerhalb der Rockerszene anzustreben und entsprechende Ansprüche regelmäßig auch mit Gewalt, insbesondere gegenüber anderen Rockergruppierungen in seinem regionalen Einflussgebiet durchzusetzen“.

Aufnäher für Straftaten

So hatte etwa Anfang 2019 eine Schießerei in der Kölner Innenstadt für Entsetzen gesorgt. Der Schusswechsel war wohl Teil des Machtkampfes zwischen „Bandidos“ und Rockern von den „Hells Angels“.

Dass Straftaten durch die „Bandidos MC Federation West Central“ nicht nur geduldet, sondern auch gefördert und belohnt wurden, lässt sich laut Bundesinnenministerium auch daran ablesen, „dass es verschiedene Aufnäher („Patches“) des Vereins gibt, die an Mitglieder verliehen werden, die Straftaten im Sinne des Vereins verübt haben“. Zu den verübten Straftaten zählten schwere Körperverletzung sowie versuchte und vollendete Tötungsdelikte.

Das Ministerium verwies auf den Prozess vor dem Landgericht Hagen gegen mutmaßliche Führungsmitglieder der Gruppierung sowie gegen führende Mitglieder eines bereits verbotenen „Chapters“ der Bandidos aus Hagen wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Rocker hatten in Nordrhein-Westfalen zuletzt versucht, sich juristisch gegen Verbotsverfügungen von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zur Wehr zu setzen. Nach den Durchsuchungen Anfang Juli waren auch in Hessen Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz eingeleitet worden.

Laut Bundesinnenministerium wurde der „Bandidos MC“ 1966 im US-amerikanischen Texas gegründet und ist in Deutschland seit 1999 vertreten.

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