: Krankenpfleger unter Mordverdacht
In einem Bremer Krankenhaus sind im April zwei Patienten mit auffälligen Laborwerten verstorben. Ein Pfleger steht im dringenden Verdacht, ihnen bewusst falsche Medikamente verabreicht zu haben
Ein Krankenpfleger soll in einem Bremer Krankenhaus zwei Patienten getötet haben -– das teilte die Polizei am Donnerstag mit. Der dringend tatverdächtige 33-Jährige befindet sich aktuell in Untersuchungshaft.
Bereits im April, so der Verdacht, soll der Pfleger mindestens zwei Patienten Medikamente verabreicht haben, ohne dass es eine medizinische Indikation gab. Der eine Patient sei noch am selben Tag verstorben, der andere wenige Wochen später.
Aufgefallen sind die beiden Vorfälle offenbar Kolleg*innen des möglichen Täters. „Das Krankenhaus ist noch im April auf uns zugekommen“, sagt Frank Passade, Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft. Die beiden Todesfälle hätten zu Fragen geführt: Beide wiesen medizinische Werte auf, für die es keine plausiblen Ursachen gab. Die daraufhin durchgeführten Ermittlungen inklusive einer Obduktion hätten den Verdacht gegen den Krankenpfleger erhärtet. Nun wurde der Haftbefehl erteilt, Spezialeinsatzkräfte der Polizei haben den Mann am Donnerstagmorgen verhaftet.
Die beiden Verstorbenen lagen zuvor laut Staatsanwaltschaft schwer erkrankt auf der Intensivstation. Ob die Angehörigen bereits über den Verdacht informiert wurden, ist öffentlich bisher nicht bekannt.
Der tatverdächtige Krankenpfleger hat seit Januar 2020 in dem Bremer Krankenhaus gearbeitet. Es wird nun überprüft, ob es in der Vergangenheit weitere Fälle mit Ungereimtheiten gegeben hat. Auch an ehemaligen Einsatzorten des Verdächtigen wird nach Auffälligkeiten gesucht. Die Polizei Bremen hat eine Ermittlungsgruppe gegründet.
„Uns ist keine dritte Tat bekannt“, betont Passade. „Aber wir können es einfach nicht ausschließen. So eine Tat kommt womöglich nicht aus dem Nichts.“. Der Fall erinnert an den Ex-Krankenpfleger Niels Högel, der 2019 wegen Mordes an 85 Patienten in Oldenburg und Delmenhorst zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Er hatte nach Überzeugung des Gerichts seine Patienten mit Medikamenten vergiftet, die zum Herzstillstand führten, um sie anschließend reanimieren zu können. So wollte er als Lebensretter glänzen. (epd/taz)
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