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„Die Leute haben Angst vor Racheaktionen“

Im Irak grassieren Bestechung und Vetternwirtschaft fast ungehindert. Mariam al-Fattousi will dies gemeinsam mit einer Gruppe von Frauen endlich ändern

Manar al-Zubaidi

Die Journalistin aus Diwanijah betreibt ein Nachrichtenportal für Frauen und würde als Präsidentin des Irak als Erstes alle bereits existierenden Gesetze anwenden, um die Korruption einzudämmen.

taz: Frau al-Fattousi, inwiefern wirkt sich Korruption auf Ihr tägliches Leben aus?

Mariam Al-Fattousi: Sie führt dazu, dass in meiner Stadt die Straßen nicht asphaltiert werden; dass ich Tag für Tag zu Gott bete, er möge meine Kinder und mich nicht krank werden lassen, denn es fehlt an gut ausgestatteten Krankenhäusern. Und ebenfalls aufgrund der Korruption konnte der Sohn meiner Nachbarin keine Arbeit finden, musste außer Landes gehen und ertrank im Meer.

Vergangenes Jahr haben Sie mit anderen Frauen ein Forum gegründet und der Korruption den Kampf angesagt. Was können Sie ausrichten?

Widerstand gegen die Korruption zu leisten, sie in die Schranken zu weisen, gehört zu den schwierigsten Aufgaben in unserem Land überhaupt. Unser Ziel ist es, etwa in Form von Öffentlichkeitskampagnen, unseren Mit­bü­rge­r*in­nen Mut zu machen, sich der Korruption und ihren Profiteuren zu verweigern: Wir vermitteln grundlegende Informationen und machen den Menschen ihre staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten bewusst.

Das klingt einfacher, als es vermutlich ist.

Ja, insbesondere für uns Frauen, denn man spricht uns ganz grundsätzlich die Eignung ab. Ich erinnere mich noch gut, wie es war, als ich mit einigen Kolleginnen im südirakischen Gouvernement al-Muthanna eine Strategie vorgestellt habe, die auf lokaler Ebene ein Bewusstsein für die Rolle der Frau in der Korruptionsbekämpfung schaffen sollte. Die erste Reaktion war: Spott. Überkommene Sitten und Traditionen sowie ein völlig falsches Frauenbild machen uns die Sache alles andere als leicht.

Welche Missstände prangern Sie am häufigsten an?

Meistens geht es um Verschwendung öffentlicher Gelder, Machtmissbrauch, Rechtsbruch oder die Vereitelung von Strafverfolgungsmaßnahmen gegen bestimmte Personen. Aber häufig auch um Erpressung am Arbeitsplatz und Diffamierung von Frauen.

Aber reicht es aus, darauf nur aufmerksam zu machen?

Nein, aber ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen, ist einer der zentralen Punkte, an denen man ansetzen muss. Ira­ke­r*in­nen fehlt es an Vertrauen und einer sicheren Umgebung, um Korruptionsfälle zur Anzeige zu bringen. Die Leute haben einfach Angst davor, Repressalien und Racheaktionen zum Opfer zu fallen. Öffentlichkeit und mediale Aufmerksamkeit können diese Risiken minimieren. Dafür kämpfe ich und für meinem Traum, in einem Land ohne Korruption zu leben.

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